von Rainer Bohnet
Die Außenminister Deutschlands sind in gewisser Weise ein politisches Unikum. Sie entziehen sich der schnöden Parteipolitik, genießen in der Regel ein hohes Ansehen und gehören stets zu den beliebtesten Politikern. Einige Male war das Außenamt auch ein Sprungbrett für höhere Aufgaben, wie z.B. bei Walter Scheel (vom Außenminister zum Bundespräsidenten) und bei Willy Brandt (vom Außenminister zum Bundeskanzler).
Der amtierende und geschäftsführende Bundesaußenminister Sigmar Gabriel ist allerdings ein Sonderfall. Als ehemaliger SPD-Vorsitzender, der sich für die Kanzlerkandidatur ungeeignet hielt, legt er aktuell ein diplomatisches Tempo vor, das einmalig ist. Er gehört dem Sondierungsteam der SPD in den Gesprächen mit der Union nicht an und nutzt das Vakuum geschickt für weltweite und öffentlichkeitswirksame Auftritte. Obwohl er sich nach seinem Wechsel vom Bundeswirtschaftsministerium ins Außenministerium eigentlich verstärkt um seine Familie kümmern und die wenigen Monate bis zum vermeintlichen Regierungswechsel einfach nur genießen wollte.
Außenpolitik kennt allerdings keinen Stillstand. Die Krisen dieser Welt nehmen auf die innenpolitischen Befindlichkeiten Deutschlands keine Rücksicht. Insofern habe ich für die Aktivitäten Gabriels durchaus Verständnis. Dass er dabei manchmal über das eigentliche Ziel hinausschießt, ist seinem ungezügelten Temperament geschuldet. Sollte er beim Privatgespräch mit seinem türkischen Amtskollegen Cavusoglu Waffenlieferungen in Aussicht gestellt haben, wäre das politisch fatal. Denn Waffenlieferungen sind kein Mittel einer vernünftigen Diplomatie und die etwaige Freilassung eines Journalisten darf nicht mit dem Verkauf eines Panzers bezahlt werden.
Außenpolitik und Diplomatie sind rund um die Uhr präsent. Das macht Sigmar Gabriel durchaus gut. Aber seine öffentlichkeitswirksamen Inszenierungen sollten etwas diplomatischer rüberkommen. Was aus Gabriel nach einer möglichen Regierungsbildung wird, steht ohnehin auf einem anderen Blatt.
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