von Rainer Bohnet

Die Zahl der minderjährigen Soldatinnen und Soldaten ist erheblich gestiegen. Nicht am anderen Ende der Welt, sondern bei der Bundeswehr. Wir reden in diesem Zusammenhang über 16- oder 17-jährige Jugendliche, die gerade die Schule verlassen haben. Einen Führerschein dürfen sie noch nicht haben, sie sind noch nicht vollständig geschäftsfähig und sie sind bei Bundestagswahlen noch nicht wahlberechtigt. Aber eine Uniform und eine Waffe dürfen sie bereits tragen.

Was ist der Hintergrund für das Anwerben von Jugendlichen? Natürlich der Wegfall der Wehrpflicht und ein damit einhergehender eklatanter Nachwuchsmangel. Das rechtfertigt allerdings nicht das Anwerben von Minderjährigen, auch wenn dies rechtens ist und die Jugendlichen bei Kampfeinsätzen nicht eingesetzt werden dürfen. Es ist ein in gewisser Weise vergleichbarer Fall wie beim Mangel an Busfahrern, bei dem man darauf hofft, den Fachkräftemangel durch den Einsatz von Flüchtlingen in den Griff zu bekommen.

Bei einem Job als Soldat oder Soldatin geht es darüber hinaus auch um eine moralische Dimension. Es kann ja durchaus sein, dass die Nachwuchsgewinnung bei der Bundeswehr in einer Gesellschaft, die gegenüber weltweiten Kampfeinsätzen durchaus skeptisch eingestellt ist, naturgemäß auf eine geringere Resonanz stößt.

Davon unabhängig halte ich es für unabdingbar, dass die Bundeswehr ausschließlich volljährige Menschen rekrutiert. Denn das uneingeschränkte Wahlrecht und die vollständige Geschäftsfähigkeit gehört zu einer Armee in einem Rechtsstaat schlicht und einfach dazu.

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