Anne Fromm, taz-Medienredakteurin, hat regelmässig einen polemisch stark zurückgenommenen aber dafür recherchestarken Auftritt. Sie informiert uns über Umbauten, Kontroversen, Prozesse in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ). Ich war Abonnent des Blattes und fühlte mich von seinem Verlag beleidigt, als er die journalistisch erstklassige NRW-Ausgabe einstellte. Seitdem beobachte ich – als Gastleser im Beueler Momo-Bistro – kontinuierliche Qualitätsverluste im Gleichschritt mit den Verlusten bei der verkauften Auflage. In der Redaktion gab und und gibt es immer Bürgerkriege zwischen konservativen Neoliberalen und fortschrittlichen Bürgerrechtsliberalen, zwischen Rechercheur*inn*en und Kommentierer*inn*en. Wobei, darauf weist Anne Fromm hin, die weibliche Hälfte weit unterquotiert ist.
Bürgerkriege gibts auch in der FAZ-Redaktion. Zwischen modernen und reaktionären Neoliberalen, der Rest wird zum Feuilleton geschickt. Wie sehr das nach dem Tod von Herausgeber Schirrmacher zu einer immer langweiliger werdenden Resteverwertung geworden ist, schreibt Georg Diez in seiner Sp-on-Kolumne. Ja, so empfinde ich das seit langem auch. Sollte die Beschreibung von Herausgeber Kaube als Sozialdemokrat zutreffen, würde das auch Vieles der Fahrigkeit seiner Partei erklären. Mit dieser Denkwelt kommt niemand mehr weit.
Positives Vorbild dagegen: #metoo, und was Leila Slimani dazu in der Liberation (Übersetzung bei Sp-on) geschrieben hat. Meine Herren, da entlang!
Völlig mit Brettern zugenagelt dagegen der Westdeutsche Rundfunk (WDR), dessen Büropaläste doch mitten im prallen Leben der Kölner Innenstadt platziert sind. Was Rollifahrerin Christiane Link bei uebermedien.de über die journalistischen und redaktionellen Mechanismen beschreibt, ist leider sehr, sehr repräsentativ, nicht nur für diesen Sender, sondern s.o.
Wenn später einmal gefragt wird, wie der Niedergang dieser Medien entstanden und zu erklären ist – hier sind die Indizien, die auf die Spur führen.
Es gibt in Köln auch ein kleines gallisches Dorf am Raderberggürtel, die machen einfach weiter Radio zum Zuhören. Wenn irgendwas überlebt, das könnte es sein.
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