Die Nachfrage nach Biolebensmitteln steigt. Sie müssen aber importiert werden, weil die deutsche Landwirtschaft nicht bio produziert, sondern altkonventionell für den Export nach überallhin. Das hat wenig bis fast nichts mit doofen Bauern zu tun. Aber sehr viel mit dem privaten Reichtum an Kapital, Grund und Boden, das uns schon als Wohnungssuchende und Mieter*innen das Leben schwer macht. Wenn ein DLF-Feature eine Gesetzeslücke identifiziert, über das sich Grosskapital zum Kapern von landwirtschaftlichen Agroindustrieflächen einen schlanken Fuss macht, dann dürfen wir davon ausgehen, dass diese Lücke in unserer geliebten Hauptstadt schon seit Jahren bekannt ist. Warum machen unsere Abgeordneten dann ihre Arbeit nicht? Sie lassen sich von den Agrolobbys an der Leine führen, wie der Bauernverband.
Wie kann das passieren? In 2016 gab es hier in Bonn eine Fachtagung zur Soziologie der Parlamente. Wie nicht anders zu erwarten, haben Wissenschaftler*innen empirisch herausgefunden, das Abgeordnete fern der Heimatwahlkreise zu anderen, und nur äusserst selten besseren, Menschen werden. Jetzt ist der Tagungsband erschienen, die FAZ weist darauf hin.
Im Schwesterblatt FAS erschien ein Plädoyer zu GNTM, dem ich mich anschliessen würde: dieses Trash-TV-Programm ist nicht Ursache der Selbstwertprobleme vieler Mädchen, sondern Symptom einer weiter ausgreifenden Realität, die es auch ohne diesen bekloppten niedergehenden TV-Sender gäbe. Diese Realität ist ein Gesellschaftssystem, das die Selbstoptimierung und den Erfolg ausschliesslich dem Individuum zuweist, und gleichzeitig versucht politische und ökonomische Solidarität als Profithindernis auszurotten. Sich dagegen zu wehren, ist immer richtig, auch, aber selbstverständlich nicht ausschliesslich gegen GNTM.
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