Gysi und Eilenberger in Köln
800 Menschen kamen und erlebten in der IHK zu Köln einen gut aufgelegten Gregor Gysi im Gespräch mit dem Philosophen und Schriftsteller Wolfram Eilenberger. Gysi ist einer der letzten universellen Generalisten der deutschen und internationalen Politik.

Anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx forderte Gysi eine neue Gesellschaftsidee. Er skizzierte, wie die großen Privatbanken vergesellschaftet werden könnten und lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich das Geschäftsmodell der Sparkassen sowie der Volksbanken. Das hat übrigens nichts mit Kommunismus zu tun. Denn der Artikel 15 des Grundgesetzes lässt diese Sozialisierung ausdrücklich zu.

Von einer Aufspaltung der Linken hält Gysi nichts. Er verurteilte die Waffenexporte Deutschlands und die Benachteiligung Afrikas, großer Teile Asiens und von Lateinamerika.

Der berühmte Satz von Karl Marx, “Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!” ist in der globalen Praxis allerdings schwer umzusetzen, wie Moderator Wolfram Eilenberger anmerkte. Denn dann müsste sich die Kassiererin beim deutschen Discounter mit der Näherin in Bangladesch solidarisieren. Exakt diese globale Ausgangslage ist das Problem, das politisch und philosophisch kaum lösbar ist. Der weltweite Zusammenhang der Prekarität wird dann deutlich, wenn ein Armer in Deutschland bei KiK aus Kostengründen ein T-Shirt für 2,00 EUR kauft, das in Bangladesch hergestellt wurde. Denn die Ausbeutung von Menschen kennt keine Grenzen, obgleich die Armut im reichen Deutschland selbstverständlich im Vergleich zu der in Asien und Afrika komfortabel erscheint.
Gregor Gysi wird nicht müde, diese Zusammenhänge zu erklären und für eine neue Gesellschaftsidee zu werben. Der Anstoß dafür muss von uns ausgehen.

Über Rainer Bohnet: