Das Viertelfinale der aktuellen WM hat gezeigt, dass die Fifa nicht nur ein fettes Finanzproblem hat, sondern jetzt auch ein ebenso fettes mit dem gespielten Fußball. Dachte ich zunächst nach dem 4:3 Frankreichs gegen Argentinien, dass die WM jetzt losgeht, und auch das enfesselt kämpfende Uruguay mit seinen zwei eingespielten Weltklassestürmern Suarez und Cavani machte Appetit, doch zeigt der Überblick über das jetzt abgeschlossene Achtelfinale der letzten 16, dass der gespielte Fußball überwiegend und über sehr laaaange Strecken unansehnlich ist.
Auf Drängen der Grossvereine sind Nationalmannschaften nur noch selten zusammen. Ausser zu Pflichtspielen haben die Nationalspieler keinen Bock, da hin zu müssen, und “nehmen” sich gerne Verletzungspausen. Nur noch selten bieten Nationalmannschaften Gelegenheiten zu einem Karrieresprung. Dass arrivierte Teams bereits ausgeschieden sind, bzw. sich noch nicht einmal qualifiziert haben, liegt u.a. daran, dass sie nicht mehr hungrig und ehrgeizig sind. Wer schon “alles” gewonnen hat, was will der noch? Noch ein Haus? Noch ein Auto? Noch eine Spielerfrau?
Exkurs Spielerfrau: gute Analyse von Alina Schwermer, die jedoch einen wichtigen Punkt auslässt: die Scheinehe. Ein schwuler Spieler heiratet ein Model, und sie spielen der Öffentlchkeit und den geilen Medien eine heterosexuelle Beziehung vor. Der Spieler hat so seine Ruhe; die Dame steigert ihre Bekanntheit in ihrem Business und kann erfolgreicher eine “Marke” werden – so haben beide was davon.
Zurück zur WM: bis auf das erwähnte Spiel überwog aufgrund mangelnder Eingespieltheit Vorsicht, Schadensbegrenzung und Sicherheitsdenken – Zerstörung, statt Aufführung von Fußball. Das Erschwindeln und intelligente Ausführen von Standardsituationen mit ruhendem Ball wurde trainiert. Hiervon profitierten die Vollprofis (CR7, Neymar, Kane) – in der Summe unansehnlich, langweilig, erwartbar.
Was wir sehen wollen ist schöner Fußball, wie beim 3. Tor Belgiens gegen Japan. Glänzende Analyse von Danial Montazeri/Sp-on zu Lukaku hier. Wenn Belgien Brasilien schlagen kann, können sie Grosses erreichen. Ich glaube aber, dass das aktuelle, kalten, cleveren Effizienzfussball spielende Brasilien dieses Mal wieder siegen könnte – die bisherige für ein Turnier optimal verlaufende Leistungskurve des nach dem 1:7 2014 traumatisierten und nun wieder erfolgsgierigen Teams spricht dafür. Schöner war es 1958, das konnte ich leider nicht erleben, weil ich erst 1 war. Noch schöner war 1982 – da unterlagen sie Italien (3 x Paolo Rossi), mit dem legendären politischen Aktivisten Socrates als Anführer.
Es kann aber auch sein, dass alles schon abgesprochen ist, weil die Fifa dringend das Geld braucht … Sie ist offensichtlich, entgegen der Ideologie ihrer eigenen Statuten, zu Deals mit allen Mächtigen der Politikwelt bereit. Russland, Katar, Saudi-Arabien, USA – wann kommt China?
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