Schade, dass eine der beiden Mannschaften ausscheiden musste. Heute, im ersten Spiel der KO-Runde zwischen Frankreich und Argentinien, sahen wir das bisher beste Spiel des WM-Turniers in Russland. Am Ende haben die Besseren gewonnen. Und wir hatten unsere Freude beim Betrachten; gerne hätten wir uns eine Verlängerung gefallen lassen.
Nach dem 4:2 der Franzosen gaben die Argentinier aber den Kampf um den Sieg auf. Den Anschlusstreffer zum 3:4 erzielteh sie erst in der Nachspielzeit, und erspielten sich prompt danach noch eine weitere Torchance zum Ausgleich. Hätten sie sich darum 20 statt nur 2 Minuten bemüht – wer weiss, was wir dann an weiterer Dramatik erlebt hätten? Aber hier bestätigte sich, dass ein auf das zweifellos geniale Individuum Messi fixiertes System, nicht nur im Spiel sondern auch in der Herrschaftsorganisation der Gruppe, in der heutigen Weltspitze des Fußballs dysfunktional ist. Die deutschen Zombies Matthäus und Ballack u.a. und ihre die Öffentlichkeit terrorisierenden Lautsprecher von Springer wollen das bis heute nicht verstehen.
Umgekehrt spielten die Franzosen nach ihrem 3:2 und 4:2 wie auf Drogen. Erwartbar wäre ein kontrolliertes Ballhalten gewesen, womit wir viel zu oft gelangweilt werden. Sie versuchten jedoch wie auf Drogen spielend, immer wieder Konter mit Torschussversuchen auszuspielen. Überragend: mit dem 19-jährigen Torjäger Kylian Mbappe und dem Mittelfeldstrategen Paul Pogba, zwei der zahlreichen Schwarzen in Frakreichs Team.
Wäre Frankreich rausgeflogen, wäre Pogba zum französischen Özil, zum Sündenbock des Ausscheidens erklärt worden. Dieser grossgewachsene alle überragende schlanke Mann mit Waschbrettbauch erfüllt alle Anforderungen an paranoide gesellschaftliche Projektionsflächen. Durch seinen in die Höhe ragenden Körperbau mit langen, langen Beinen fällt es ihm im Gegensatz zu seinem weissen Manschaftskollegen Griezmann schwer, optisch elegant zu wirken (obwohl er es faktisch oft ist). Sein Kampfgeist wirkt bisweilen unkontrolliert, wie der Weisse Mann es von “den Wilden” erwartet. Sein Aussehen legt dem Weissen Mann ausserdem die Befürchtung nahe, dass dieser Kerl “uns alle schönen Frauen wegnehmen” könnte. Es ist also ein wirkliches Kunststück so einen 25-jährigen Star erfolgreich zu beraten und diese Klippen zu umschiffen. Pogbas Berater Raiola wurde bereits intensiv in der Sportpresse als „berüchtigt“ symbolisch gekreuzigt, was seinem Geschäft aber im Angesicht seiner beeindruckenden Klientenliste eher nützt als schadet.
Ebenso gilt das für den 19-jährigen Torjäger Kylian Mbappè. Dessen Sprintantritt, verbunden mit balltechnischer Perfektion und Cleverness im Zweikampf, dürfte derzeit im Weltfussball unerreicht sein. Da der katarische Feudalbesitzer von PSG den jungen Mann bereits an sich gebunden hat, könnte er dereinst der erste Spieler sein, der die Ablösesumme von 1 Mrd. Euro oder Dollar durchbricht – wenn ein Chinese ihn holen will. Dann könnten die Katarer bei PSG zum allerersten Mal einen Transferüberschuss erwirtschaften. Zukunftsmusik? Sollen wir wetten? Ich hab’ nur keine Milliarde als Einsatz; eine Weinflasche könnte ich bieten …..

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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