Für eine längere Bahnreise erwarb ich gestern eine gedruckte FAZ. Dort machte ich Entdeckungen, die ich bisher nicht online gefunden habe, die somit der Öffentlichkeit weitgehend entzogen bleiben.
Im Feuilleton porträtiert Tobias Müller – Update 4.8.: jetzt bei der FAZ auch online – eine jemenitische Menschenrechtlerin namens Radhya Almutawakel. Sie ist im Juni mit ihrem Mann in den Libanon geflohen, nachdem sie zuvor als erste Jemenitin vor dem UN-Sicherheitsrat gesprochen hat. Ihre Analyse (zitiert nach Tobias Müller/FAZ): “Es fehlt einfach das Interesse. Frankreich, Großbritannien und die Vereinigten Staaten sind ein Bündnis mit Saudi-Arabien eingegangen. Sie haben Partei ergriffen in einem Krieg, der auf beiden Seiten auf religiösem Hass beruht. … Die Quelle allen Übels aber ist die Einmischung von Staaten wie Saudi-Arabien, die kein Interesse daran haben, dass der Konflikt ein Ende nimmt.” Das Fazit von FAZ-Autor Müller: “Dass aus dem Land selbst kaum noch Journalisten berichten können, dürfte wohl dazu beitragen, dass der Krieg, der über den Nachrichten aus anderen Krisenregionen der Welt leicht in Vergessenheit gerät, nicht so bald endet.” Ich erinnere an dieser Stelle an meinen Verweis auf die Tagesschau-Quelle zur deutschen Beteiligung.
Update nachmittags: Georg Seesslen, unübertrefflicher Bildererklärer, bestätigt Müllers Befürchtung. Seine Erklärung ist der Grund, warum Sie in diesem Blog keine Bilder finden. Seesslen ruft zwar zur Teilnahme am “Bilderkrieg” auf. Bei mir vergeblich. In diesem Leben nehme ich an keinem Krieg mehr teil. Ich unterstütze aber gerne talentierte Teilnehmer*innen durch hinweisende Texte.
And now something completely different. Ein Sommerloch-MdB der CDU-Bundestagsfraktion, Namen habe ich vergessen, ist auch nicht wichtig, war auf die Schnapsidee gekommen, der Deutschen Rentenversicherung zu erlauben, auf dem Immobilienmarkt zu investieren. Komplett irre (zur vernünftigen Position bitte hier entlang). Es gibt so viel Kapitalreichtum, dass der Immobilienmarkt damit bereits überschwemmt ist – Menschen, die überlegen Wohneigentum zu erwerben, sowie Mieter*innen wissen davon, wie die Preise auf diese Weise aufgeblasen werden. Der FAZ-Finanzteil meldete gestern in der Printausgabe (online nichts gefunden), dass Immobilienfonds zumachen. Sie wollen kein Kapital mehr, sie haben schon zuviel davon! In Deutschland derzeit über 92 Mrd. Euro. Die Fonds der Volks- und Raiffeisenbanken: alle geschlossen, nehmen kein Geld mehr. Die Deka (Fondsgesellschaft der Sparkassen) meldet ebenfalls für dieses Jahr bereits “Kontingente … fast vollständg abgesetzt”. Es gibt zuviel Kapital – aber der Staat, geführt von der allseits unbeliebten GroKo, will es nicht haben; er müsste nur entsprechende Steuergesetze beschliessen. Stattdessen werden im Sommerloch ungezählte PR-Meldungen des schwervermögenden und professionell arbeitenden Bundes zur Vermeidung des Steuernzahlens verbreitet.
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