Nichts ist nur Schwarz und Weiss. Donald Trump macht derzeit vor, wie mann mit Recep T. Erdogan Schlitten fahren kann. Die Türkei ist für die USA ökonomisch unwichtig genug, dass an ihr der Vorrang der Politik und ihrer keineswegs unwichtigen Symbolik vor der Ökonomie demonstriert werden kann.
Natürlich singen die Ideologen der FAZ das Loblied des Marktes, der angeblich alles richtet. Tatsächlich hat Erdogan schon vor seinem Wahlsieg gegen ökonomische Wirklichkeiten angearbeitet. Er brauchte das für Wahlgeschenke, um seine knappe Mehrheit hinzubekommen. Jetzt ist es so, dass seine Fans sich gegen den ausländischen Teufel erst recht hinter ihm versammeln werden. Diejenigen aber, die ihn wegen des unbestreitbaren wirtschaftlichen Fortschritts unterstützt haben, könnten wieder von ihm abfallen. Und damit seine knappe Mehrheit wieder wackeln.
Entscheidend wird dennoch die Politik sein. Welche Alternative gibt es zu Erdogan? Wer baut sie auf? Zusammen, nicht gegeneinander?
Wesentlicher als Erdogan wird für Trump sein, dass er die EU erneut lächerlich macht und weiter schwächt. Zahlreiche Banken sind im Erdogan-Regime engagiert und müssen jetzt relevante Kreditausfälle fürchten. Nicht alles am Markt ist ungerecht. Nicht alles, was Trump macht, ist falsch. Naja, das meiste leider doch.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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