Nils Minkmar, lange nicht mehr gelesen. Zuletzt, als er noch für die FAS schrieb, und die noch im Dante sonntags zum Lesen auslag. Das Dante hat die Kosten gesenkt. Minkmar ging zum Spiegel. Seitdem hat er online nicht mehr existiert, wurde nur in der Druckausgabe veröffentlicht. Wenn ich mal krank war, habe ich ihn im Wartezimer gelesen; jetzt bin ich schon sehr lange gesund. Und wenn online, kam er hinter Paywall. Also willkommen Herr Minkmar, dass sie wieder in die Öffentlichkeit zurückkehren. (Und liebe Spiegel-Onlineredaktion: Ich ‘abe gar keinen Adblocker!)
Und hat er nicht Recht? Ja klar, dachte ich.
Aber ich bin ja sehbehindert (stark kurzsichtig). Und ich weiss, wir sind viele. Besonders sehgestört scheinen mir die Teilnehmer*innen der selbstreferentiellen Kreise von Bundespolitik, Hauptstadtmedien und Hauptstadttoilettengesprächen in Berlin. Sie sind zu weit weg von besiedelten Gebieten – oder gar Ballungsräumen – in diesem Land. Sie sind so sehr mit ihrem eigenen Existenzkampf beschäftigt, dass sie für Anderes keine Zeit mehr finden.
Darum merken sie z.B. nicht, dass mittlerweile in fast jedem Bundesland ausserparlamentarische Bürgerrechtsbewegungen gegen die dominierende Tendenz zur chinaartigen Verschärfung von Polizeigesetzen in Bewegung sind. Selbst die Parteien, deren eigene Fahnen in diesen Bewegungen wehen, nehmen es nicht/kaum zur Kenntnis. Das Ignorieren der 8 Mio. Bürger*innen, die sich für Flüchtlinge engagieren, ist nur der Gipfel dieser Blindheit. Minkmars Text vermittelt zumindest eine gewisse Ahnung, dass da draussen noch was sein könnte, aber kennen tut er selbst es auch nicht wirklich (keine Zeit, zuviel Stress im Spiegel).
Es gibt grosse, zu leise, Teile in unserer Gesellschaft, die sich so wenig beachtet fühlen, wie es die kreischenden Rechtsradikalen vorgeben zu sein, die aber lieber ihre Arbeit machen, als die Öffentlichkeit zu terrorisieren. Ich kenne keine Partei mehr, die sie authentisch vertritt. Da staut sich was an.
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