Von Bob Woodward habe ich vor vielen Jahren ein Werk zur Irakriegspolitik der USA unter Bush gelesen. Der Mann kennt viele Leute, hat dabei den Vorteil, dass ihn auch alle kennen, wg. Watergate, der guten alten Zeit des Journalismus (heute: siehe hier). Die Schreibe von Woodward ist hochprofessionell-lesbar, mit klaren dramaturgischen Linien. Mir als Leser wurde es irgendwann zu überraschungsfrei und ermüdend, arm an strategisch durchdachten Alternativen zum beschriebenen Skandalmist. Dennoch bleibt ein Woodward-Werk politisch relevant, schafft es meistens selbst zum Gegenstand der Debatten zu werden, so auch hier ausführlich bei Frauke Steffens/FAZ.
Trumps titelgebender Spruch zur Furcht will mir seitdem nicht aus dem Kopf, wie ein Ohrwurm. Der Kerl hat eine spezifische terroristische Demagogen-Intelligenz, die zu unterschätzen ein schwerer Fehler wäre. Die gibt es auch bei uns, hören Sie nur mal gut bei Gauland zu.

WDR – Problem erkannt?

Diese Furcht scheint sich in den letzten Jahrzehnten auch im WDR ausgebreitet zu haben, bei dem sich herausstellt, dass seine #metoo-Affären nur die Spitze einer Machtmissbrauch- und Kreativitätsvernichtungs-“Kultur” sind, gut beschrieben bei Wilfried Urbe/taz. Sein Bericht erweckt den Eindruck, als hätte wichtige Führungskräfte des Senders das Problem identifiziert und begonnen, daran zu arbeiten. Für uns als Hörer*innen und Zuschauer*inne stehen Belege für so eine optimistische These noch aus.

Kerngeschäft Furcht

Was Seyda Kurt/taz aus dem Berliner Frauen-Nachtleben beschreibt, ist immer noch Alltag – der Kampf um Emanzipation und die Freiheit von Furcht geht über Jahrhunderte.
Anstrengender für Frauen als für Männer. Uns alle versuchen Geheimdienste und Nazis in Furcht zu versetzen, das gehört zu ihrem Kerngeschäft. Wie sie dabei zusammenarbeiten, darüber finden wir eine besonders hässliche Zusammenstellung mit weiterführenden Links bei Kurts Kolumnen-Kollegen Lalon Sander, der als Schwarzer noch besser über Furcht Bescheid weiss als andere.

Furcht auf und vor Fahrrädern

Womit ich bei meiner Furcht als älter werdender Fahrradfahrer bin. Nur durch den Bonner Mitgliederrundbrief des ADFC habe ich erfahren, das schon seit Anfang September und noch den ganzen Monat ein neuer Fahrradklimatest läuft, an dem ich sofort online teilgenommen habe. Machen Sie mit, je mehr das tun, umso präziser wird das Ergebnis. Ich würde schätzen, dass Bonn im Städtevergleich im Mittelfeld landet; das einst abgehängte Ruhrgebiet holt auf, u.a. durch Fahrradschnellweg-Planungen, mit denen mein einstiger Arbeitskollege Martin Tönnes bleibende Wirkungen seines Schaffens hinterlässt. In Bonn und Umgebung ist die Kommunalpolitik so provinziell, dass sie sich das immer noch abzulehnen traut. In der Rubrik für eigene Bemerkungen beim Fahrradklimatest habe ich für Bonn folgendes eingetragen: “Der Fahrradverkehr nimmt in dem Maße zu, in dem seine Zivilisierung abnimmt. Ich bin persönlich für ein Helmverbot, denn wer Helm trägt, fährt auch so … (ein Vorurteil, aber auch ein ehrliches Gefühl).” In Zukunft werden wir verstärkt Wege trennen müssen, und benötigen dafür (noch) mehr Fläche: meine Altersgenossen auf E-Bikes brettern über gemischte Wege, wie es die auf Rennrädern trainierenden (sonntags!) schon lange tun – Fussgänger*innen, Gehbehinderte, Eltern mit Kleinkindern haben: FURCHT!

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net