Das Medium General-Anzeiger (GA) steht oder fällt mit der Arbeit seiner Lokalredaktion in Bonn. Er hat hier (noch) ein weitgehendes Berichterstattungsmonopol. Das war noch nie unumstritten. Darum ist der GA gezwungen, in die Qualität der Lokalberichterstattung beständig zu investieren. Politische Einseitigkeiten oder blinde Flecken in der Berichterstattung würden vom anspruchsvollen bildungsbürgerlichen Publikum in Bonn, das sich zu wehren weiss, schnell sanktioniert. Viel Gegrummel höre ich über die sich kaum verjüngende Feuilleton-Redaktion, ein eigenes Ressort, das aber noch bei keiner Tageszeitung jemals lebenswichtig geworden ist, in Bonn immerhin (Bldungsbürger*innen!) wichtiger als woanders.
Der heutige Bericht von Lisa Inhoffen über einen Bericht des Rechnungsprüfungsamtes (RPA) der Stadtverwaltung gibt mir aber mal Anlass für ein Extralob. Frau Inhoffen kenne ich persönlich, wir schätzen uns. Für sie ist das Rat- und Stadthaus ein “offenes Buch”. Sie ist schon dabei, so lange ich mich selbst kommunalpolitisch betätigt habe.
Das Rechnungsprüfungsamt und seine Berichte sind immer etwas Besonderes, qualitativ und formal. Das Amt untersteht als einziges nicht dem Oberbürgermeister und Chef der Stadtverwaltung, sondern besitzt formale Unabhängigkeit. Die Sachkenntnis und Kritikfähigkeit seiner Berichte profitiert sichtbar von dieser Unabhängigkeit, ebenso wie die Leitung und die Mitarbeiter*innen dieses Amtes. In den 10 Jahren meiner Arbeit für die Grünen-Fraktion wurden sie bei keinem Fehler ertappt.
Diese Unabhängigkeit ist verbunden mit strengen Vorschriften zur Ab- und Befassung seiner Berichte. Sie sind aus guten arbeits- und datenschutzrechtlichen Gründen nicht öffentlich. Bevor sie den Ratsgremien vorgelegt werden, müssen Geprüfte und/oder Beschuldigte/Kritisierte Gelegenheit zur Stellungnahme bekommen. Wenn ein Bericht dann dem Stadtrat und seinen über 80 Mitgliedern vorliegt, ist es in der Regel um die Nichtöffentlichkeit der Berichte geschehen. Irgendeine*r hat fast immer ein Interesse daran, den Inhalt durchzustechen. Und Lisa Inhoffen kennt sie alle; Journalistinnen-Handwerk. Danke.
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