Kompliment an Ulrich Horn. Abgeklärter als alle seine jüngeren Berufsnachfolger*innen, ob bei der WAZ, wo sie zu immer niedrigerem Boulevardjournalismus gezwungen werden, oder im betriebsblinden Hauptstadtberlin. Horn schreibt nur sporadisch auf seinem Blog post-von-horn.de, aber immer lesenswert. Und die Herrschaftstechniken der Bundeskanzlerin hat er meiner Meinung nach nahezu perfekt entschlüsselt. Darin unterscheidet er sich markant von diesem Röttgen, von dem mir immer der Vorname entfällt, weil ich assoziativ immer an Kurt Röttgen denken muss, einen Sportjournalisten und guten Freund von Klaus Kleinöder und Josef Heynckes – zum Letzteren sehen Sie bitte hier Guido Schröter/SZ. Diesem Röttgen und seiner Windfahne fehlt offensichtlich jegliches Gefühl für Timing oder gar Solidarität mit irgendjemandem. Immerhin hat er die bisher deftigste Wahlniederlage zu verantworten, die die CDU jemals bei einer NRW-Landtagswahl eingefahren hat. Das war, wie er heute noch beweist, kein Zufall.

CR7 – schwul? – Vergewaltiger? – Beides? – Gegenmodell: Claudio Pitarro

Cristiano Ronaldo hat für Umsatzsteigerungen bei der Fiat-Tochter Juventus Turin gesorgt. Weil er immer im Gespräch bleibt, auch wenn seine sportlichen Leistungen dazu mal keinen Anlass geben. Martin Krauss/taz kommentiert dazu das Wesentliche. CR7 steht u.a. aufgrund seines selbstinszentierten gewollt auf Selbstverliebtheit hindeutenden Körperkultes fortgesetzt unter “Schwulenverdacht”, was das immer-im-Gespräch-bleiben ökonomisch wirkungsvoll unterstützt. Von dem heterosexuell wirkenden Vergewaltigungsversuch entlastet ihn das nicht, denn hierbei geht es um omnipotente Herrschafts- und Gewaltausübung, die Krauss gut beschreibt, wie sie für sich unbesiegbar Haltende genau ins Klischee passt. Aber immer in den Schlagzeilen … Wie anders macht das Claudio Pizarro, der immerhin in Bremen und seinem regionalen Umland wie ein Heiliger verehrt wird. Die FAZ widmete ihm dieses Porträt. Autor Frank Heike schrieb es vor dem gestrigen Abendspiel. Pizarro wurde in der 75, Minute eingewechselt, und gab die Vorlage zum spielentscheidenden 2:0. Wenn er nicht selbst trifft, bindet er doch immer mindestens zwei Gegenspieler und schafft so Freiräume für seine Mitspieler. Irgendein Demoskopie-Konzern sollte mal umfragen: Mädels, wen von den beiden würdet Ihr vorziehen?

Was bleibt übrig von meinen Schulen in Gladbeck?

Der Kerl gilt als Fußball-Methusalem, und ist über 20 Jahre jünger als ich. Noch deutlicher wird mir mein Alter am Leben meiner alten Schulgebäude in Gladbeck vor Augen geführt. Das Heisenberg-Gymnasium, ein klassischer westdeutscher Plattenbau der 60er/70er-Jahre, unmittelbar neben der Bahnstrecke Oberhausen-Bottrop-Gladbeck-Dorsten/Recklinghausen, wird im laufenden Betrieb abgerissen und neu gebaut. Meine alte Volksschule, von langlebigerer Bausubstanz direkt neben der A2 gelegen, ist schon lange keine mehr, sondern wird vermietet. Jetzt soll sie an eine Privatfirma verkauft werden, die mit der Ausbildung von Altenpfleger*inne*n Rendite erwirtschaftet. Da habe ich Schreiben und Lesen gelernt. Dort wurden die Wurzeln für diesen Blog gelegt 😉

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net