Neulich auf dem Bröltalbahnweg
Eine meiner steilen Thesen lautet: wer Helm trägt, fährt auch so. Alle Menschen, die die Kennedybrücke überqueren, egal mit welchem Verkehrsmittel sie das tun, erleben den Beweis dafür im Alltag. Ich erlebte ihn soeben auf dem äusserlich beschaulichen Bröltalbahnweg. Heute nutzte ich ihn mit dem Fahrrad, um Lebensmitteleinkäufe zu transportieren. Ich nutze ihn im Alltag auch sehr gerne zu Fuss. Im Sommer spendet die üppige Grünvegetation angenehmen Schatten.
Ich war soeben von der Staatsanwaltschaft kommend östlich der St.Augustiner-Strassenunterführung auf den Weg eingebogen, als ich ein schulkindkleines Mädchen (mit Helm!) auf einem Tretroller vor mir sah, das hinter ihrer langsamfahrenden Fahrradmutter trat, und trat, und trat …. Da ich unmittelbar nach der Unterführung rechts in die Mirecourtstr. abbiegen wollte, versuchte ich erst gar nicht zu überholen, sondern blieb mit 15m Abstand hinter den Damen.
Plötzlich vernahm ich hinter mir das Abriebgeräusch eines heranrasenden Fahrrades, während vor mir das Mädchen in der schwach ausgeleuchteten engen Unterführung anhob, sich langsam neben seine Mutter zu schieben. Mich überholte ein einem Radrennteilnehmer ähnliches Wesen, das auch im Anblick der zwei Langsamfahrenden vor mir nicht einen Sekundenbruchteil an Abbremsen gedacht hat – eine Klingel gabs auch nicht, bloss kein Ballast beim Rennfahren! Die Damen riefen dem Herrn ein Schimpfwort der Fäkalsprache hinterher, auch darin zu langsam – da er Helm trug, wird ers sowieso nicht gehört haben.
Dieses Erlebnis ist nicht besonders. Es ereignet sich mehrmals täglich an allen Ecken und Enden einer Stadt. Es verdeutlicht, dass wir vor noch ganz anderen verkehrspolitischen und stadträumlichen Problemen stehen, als den mittelalterlichen Kontroversen um Verbrennungsmotoren. Manchmal habe ich den Verdacht, dass die nicht mehr lange starke CDU bei sich selbst schon denkt: bis das unausweichlich geregelt werden muss, sind wir sowieso schon abgewählt. Ja, könnte sein. Wäre mal wieder eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Disclaimer: ich bin fast seit seiner Gründung Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Bonn, der kürzlich verstorbene Karl-Ludwig Kelber war Bundesvorsitzender und den grossartigen Hans-Jörg Thiemann, als er am ersten Fahrradstadtplan von Bonn arbeitete, habe ich noch persönlich gekannt.
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