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Warum ich kein Apple-Kunde mehr bin

Unbemerkt von uns Normalos in den Feiertagen brachen mal wieder die IT-Aktien an den Börsen dieser Welt zusammen. Kann uns Nichtaktionär*inn*en egal sein. Leider ist es nur so, dass die von diesen einknickenden Giganten befeuerten Geschäftsmodelle auch unser Alltagsleben beeinträchtigen. Ihre Disruption zerstört Infrastrukturen, mit denen wir den Alltag bewältigt haben. Suchen Sie doch mal in Ihrer Umgebung einen Reparaturservice für irgendwas.
Ich war in den Nullerjahren so blöd, in einen dicken, fetten Apple-Rechner zu investieren, den grössten und teuersten iMac. Warum tat ich das? Er sah gut aus. Er war kein Turm diverser Kästen, Kabel und Peripherie-Geräte. Und für mich als Technikbanausen war die Sensation, dass ich alles selbst installieren und starten konnte – so intuitiv waren die Benutzeroberflächen. Damals war mann bei Apple verhältnissmässig sicher vor Viren und anderen Belästigungen, die sich auf die weiter verbreitete Microsoft-Welt konzentrierten. Einige Jahre war die Betriebs- und Laufsicherheit 100%. Ich glaubte ein “langlebiges Konsumgut” erworben zu haben, ungefähr sowas, wie es ein Jahrhundert lang ein Mercedes-Diesel in der Autowelt war. Wie doof und naiv von mir. Sprechen Sie mal in einem Technikladen diesen Begriff aus: “langlebiges Konsumgut”. Wenn die Bedienung Sie danach nicht veräppelt (sic!), haben Sie hundert Punkte.
Ich habe nicht darauf geachtet, wann die Software-Aktualisierungen aufhörten. So lange alles lief, interessierte es mich nicht. Dieser Moment ist aber wichtig. Weil das der Zeitpunkt ist, an dem der IT-Konzern uns den Kauf neuer Technik aufnötigen will. Nicht er leistet uns Dienste, sondern wir sollen seiner Rendite dienen. Wir sind die Diener, er ist der König. Das hatte ich gründlich missverstanden.
Als erstes legte ich zuhause meinen Drucker still. Die Geräte bekommen wir quasi geschenkt, um uns an “die Nadel” des beständigen Toner- oder Tintekaufs zu bringen. Exakt das gleiche Geschäftsmodell wie im Drogenhandel. Ein Wechsel von Canon zu Epson und dann zu HP ist denen alles egal – bei einem von ihnen landen wir alle.
Apple, so dachte ich in den Nullerjahren noch, das ist eine andere Design- und Produktqualität, da spare ich mal lieber nicht an der falschen Stelle. So dachte wohl auch die Bonner Stadtverwaltung, die sich einerseits von Microsoft abhängig gemacht hat, bei der Neuanschaffung von Tablets für die Ratsfraktionen aber auch nicht am falschen Ende sparen wollte und sich die kenntnisarmen Amateurpolitiker*innen mit iPads von Apple gewogen machte. Leider verstand sich dieses iPad mit meinem iMac zuhause nicht mehr. Die Anschlüsse fürs Kabel passten zwar noch, aber die Software-“Generationen” waren mit einem Abstand von knapp 10 Jahren inkompatibel, aus verschiedenen Zeitaltern.
Als ich 2016 bei der Grünen-Fraktion aufhörte, durfte ich mein iPad behalten. Mit jeder Softwareaktualisierung ging allerdings der Akku immer mehr in die Knie. Im vorigen Jahr schaffte er es noch nicht mal mehr als reines Lesegerät eine Mittagspause durchzuhalten. Parallel dazu befiel das Display eine Farbverschiebung ins Dunklere, was das Gerät untauglich für Fotos, Filme und Mediathekennutzung machte. Reparierbar? Das kennen sie bei Apple nicht. In ihre hermetisch abgeschlossene proprietären Technikwelt soll niemand fremdes eindringen. Wie bei einer Sekte.
Das ist es, was ich hasse.
Die Konzernstrategie von Apple hat sich um all das nicht gekümmert. Die Cashcow, das einzige, was Investmentfonds interessiert, war das iPhone. Alle anderen Produktzweige wurden uninteressant, liefen allenfalls als Reserveräder mit. Sie waren weder Innovationen noch Servicemodernisierungen wert. Sehr wohl wurden aber für die gesamte Produktpalette Apothekenpreise verlangt, bis hin zum Ladekabel für 50 Euro. Nicht etwa, um damit faire Produktionsbedingungen zu ermöglichen, sondern zum Zweck exquisiter Aktienrendite. Strategisch galt das Gegenteil von Risikodiversifikation: alles wurde auf das Pferd iPhone gesetzt. Es war absehbar, dass es an Altersschwäche erlahmt. Der Trick der schlauen Investor*inn*en ist es, rechtzeitig vorher weit genug weg zu sein. Dass nur noch die Doofen überbleiben. Jetzt ist es wohl so weit.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Roland Appel

    Das ist es, warum ich mein Sony-Ericsson Handy 995 von 2010 so liebe, mir schon 3 neue alte in Ebay gekauft habe – die werden mit 250 € ziemlich hoch gehandelt. Aber mein Computer mit Windoof 7 wird demnächst das gleiche Problem haben – ich werde Linux Ubuntu aufspielen. Wir werden verarscht. Mein Mercedes-Diesel hat Euro 5 – ist 5 Jahre alt und ratet mal, was mir der Konzern, für den ich Nachhaltigkeitsdialoge organisiere, sagt: Eine Nachrüstung ist nicht möglich…

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