Das öffentliche Philosophie-Kolloquium mit Prof. Dr. Martin Booms zum Thema “Die Krise der freien Welt – Götterdämmerung des Liberalismus?” fand nach acht Vorlesungen in der Universität Bonn ihr Ende. Am Schlusstag wurde nicht nur Bilanz gezogen, sondern es dominierten Erklärungsansätze zu den menschlichen Ängsten im Rahmen der conditio humana. Die durch Globalisierung und Digitalisierung verursachte Angst vor der Unverstandenheit der Welt begünstigt die geschlossenen und autoritären Regime, die eindeutige Vorteile bezüglich der Einhegung von Angst haben.

Martin Booms propagiert als Lösungsstrategie die klare, von John Rawls begründete, humanistische Theorie der Gerechtigkeit mit ihrem wertebezogenen Handeln und dem Versprechen des Liberalismus, in dem jeder Mensch in Bezug auf seinen Wert gleich sein muss. Dieses hehre Ziel muss global gelten und findet ihren Niederschlag auch im Artikel 1 des Grundgesetzes. Insbesondere sollte laut Booms dieser Grundsatz in den Schulen und Hochschulen vermittelt werden, obgleich der dort erhebliche Defizite erkennt.

In der Diskussion mit dem Publikum skizzierte ein Zuhörer das Ausgangsproblem durch die Ungleichheit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. Im Rahmen eines Vorstellungsgesprächs sei die Arbeitnehmersituation äußerst schwach, wohingegen die Position des Arbeitgebers sehr stark sei. Eine gleichwertige Augenhöhe könne durch ein bedingungsloses Grundeinkommen geschaffen werden, weil der Arbeitsuchende dann nicht mehr existenziell auf eine Einstellung angewiesen sei.

Das letzte Beispiel zeigt deutlich, dass die Philosophie keineswegs theoretisch und rückwärtsgewandt ist, sondern mit ihren Thesen durchaus hochaktuelle Bezüge zur Politik herzustellen weiß.

Über Rainer Bohnet: