Schmerzfreie Diskursprotagonist*inn*en – was wächst da heran?
Ich hatte mir fest vorgenommen, es gar nicht erst zu ignorieren. Die überteuerten Obstsäfte aus dem Beueler Osten, irgendwo hinter der Bahn, habe ich noch nie angerührt. Ich bin doch nicht blöd. Dass die Werbung mich verarscht, haben mir meine Eltern schon zu Zeiten des Schwarz-Weiss-Fernsehens beigebracht. Doch die Werbung von heute verkauft nicht nur Produkte, sondern auch Ideologie. Und darum geht sie – leider – uns alle an.
Die Jungs und Mädels da hinter der Beueler Bahn werden mit ihren Verkaufspreisen gewiss reich. Die Profitrate – gemessen an den Materialkosten – müsste sich zwischen 200 und 500% bewegen. Da wird es nicht lange dauern, bis irgendein Investmentfond vorbeikommt und den Laden frisst. Dann können sich die jetzigen Eigentümer wieder beruhigen, den Puls etwas runterfahren und ihren Kindern mehr Zeit widmen. Obwohl: für manche Männer wäre das ja die eigentliche Strafe. Der Herr Lecloux (ob der Name echt ist?) meint ja, er arbeite nicht in der Saftfabrikation, sondern “in der Unterhaltungsindustrie”. Seiner eigenen Unterhaltung ist damit gewiss gedient, mit ihn anhimmelnden Volontärinnen diverser Werbefachzeitschriften.
Veronika Kracher/Jungle World ist darüber nicht amüsiert. Ich neige ihrer Sichtweise zu, fürchte nur, dass ihr missionarischer politischer Impetus auch etwas damit zu tun hat, dass sie als Jungautorin ihre Marktnischen noch erobern muss. Egal, lesen Sies und bilden Sie sich ihre eigene Meinung.
Ich fass es nicht, mit welch primitiven Sprüchen diese Typen schleimig-dünnflüssige Obstbreie vermarkten. Bah! Nach der “Generation Golf” nun die “Generation vorverdauter Müll”?