Die Kollegin Diemut Roether hatte sich hier kürzlich (im Kommentar unter dem Text) auf freundliche und hilfreiche Art zu Wort gemeldet. Sie hat es nun wieder getan, zusammen mit ihrer Kollegin Ellen Nebel, im Medieninformationsdienst epd-Medien, den ich Ihnen, wenn Sie medienpolitisch interessiert sind und es sich leisten können, wärmstens ans Herz legen möchte. Denn ich möchte hier die Gedanken von Frau Roether und Frau Nebel online verbreiten, weil sie wichtig und richtig sind. Und sie nach Angaben meiner Quelle, einem E-Mail-Rundschreiben von Heiko Hilker/DIMBB bisher nicht online zugänglich sein sollen. Ein mikroskopisch kleiner Blog wie dieser kann da nicht hinreichend Abhilfe schaffen – wenigstens auch die Arbeitgeberin der Damen kaum verletzen. Mein Motiv: ich war selbst 1997-2003 stellv. Mitglied des WDR-Rundfunkrates, und kann mein Entsetzen kaum in Worte fassen, wie viel so geblieben ist, wie es damals schon war. Also bitte schön:
“Auch die öffentlich-rechtlichen Sender tun sich immer wieder schwer damit, professionell über ihre eigene Arbeit zu kommunizieren. Das beginnt bei Jahresabschlüssen, die heimlich, still und leise und ohne begleitende Pressemitteilung ins Internet gestellt werden und endet bei Aufsichtsgremien, die die Vorlagen, über die sie in öffentlichen Sitzungen diskutieren, gerne unter Verschluss halten. ZDF-Fernsehratsmitglied Leonhard Dobusch wurde kürzlich von der Vorsitzenden Marlehn Thieme abgemahnt, weil er den Bericht zum Stand der Entwicklung von Funk, dem gemeinsamen Jugendangebot von ARD und ZDF, im Internet veröffentlicht hatte. Es geht wohlgemerkt um Gremien, die die Öffentlichkeit repräsentieren sollen, der die öffentlich-rechtlichen Medien ja gehören.
Pathologischer Kontrollzwang
Medienunternehmen haben einen fast schon pathologischen Drang, die Berichterstattung über das eigene Haus zu kontrollieren und tun sich häufig schwer damit präzise zu informieren. Dabei müssten gerade diese Häuser, in denen so viele Journalisten tätig sind, doch am besten wissen, dass diese Geheimniskrämerei die Kollegen nur anstachelt, herauszufinden, was da so krampfhaft unter dem Deckel gehalten werden soll.
Kann man überrascht sein, dass sich die ARD mit Framing beschäftigt?
Unverständlich ist allerdings, warum so viele Journalisten, die das “Manual” kritisch kommentierten, offenbar völlig überrascht davon waren, dass die ARD sich um professionelle Kommunikation bemüht. Über die Arbeit von PR-Profis, die sie gern als “natürliche Feinde” beschreiben, scheinen viele Journalisten wenig zu wissen. Die Pressestellen von Unternehmen und Institutionen jeglicher Couleur, auch solche von Nichtregierungsorganisationen, feilen bis ins letzte Detail mit immensem Zeitaufwand an ihren Formulierungen, denn jede professionelle Kommunikation verfolgt eine Strategie.
Will man dies der ARD absprechen, so müsste man konsequenterweise auch das ARD-Generalsekretariat abschaffen. Denn dieses hat nach offizieller Darstellung der ARD die Aufgabe, die “Geschäftsführung des Senderverbunds bei der strategischen Positionierung der ARD, der Interessenvertretung nach außen und der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen”. Ironischerweise ist nun die Generalsekretärin genau in dem Moment an ihrer Aufgabe gescheitert, als sie versucht hat, diese wahrzunehmen.
Worin die Rundfunkräte versagen
Das “Manual” bietet viele Angriffspunkte. Aber dass nun auch noch die WDR-Rundfunkräte ins gleiche Horn stoßen und es als “Dummheit” bezeichnen, als eine Aktion, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk “mehr geschadet als genutzt hat”, gibt zu denken. Es sind die gleichen Rundfunkräte, die seit Jahren nichts tun, um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gegen seine Gegner zu verteidigen. Seit Jahren versagen sie bei der Aufgabe, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk stärker in der Gesellschaft zu verankern. Auch in der Debatte um den Auftrag von ARD und ZDF sind keine Stimmen von Gremienmitgliedern zu vernehmen. Längst hätten die Gremien selbst die Diskussion über die Rolle und den Auftrag der ARD anstoßen und der Debatte öffentliche Foren bieten müssen. Dabei kann es nicht um die Frage gehen, wie man die ARD am besten verkauft. Nur wenn wir alle öffentlich darüber verhandeln, welche ARD wir wollen und was sie uns wert ist, wenn wir über ihre Inhalte und Angebote streiten, kann das System wieder an Legitimation gewinnen.”
Der volle Wortlaut ist mittlerweile online, bitte hier entlang.
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