Eine kleine Tatort-Reise
Lesedauer: kürzer als ein TV-Tatort, dafür viel mehr Tote.
In Zinnowitz wurden zwei junge Männer verhaftet. Sie sind verdächtig, eine junge Frau ermordet zu haben. Die Frau war zwar eine Fremde, vor wenigen Jahren aus dem fernen Stralsund eingewandert, soll aber gut integriert gewesen sein. In ganz Meckpomm, einem an Fläche sehr grossen Bundesland, wurden 2018 30 Morde und Totschläge gemeldet. Das sind 6 mehr als in Düsseldorf. Einer davon also in Nordusedom, Zinnowitz, nicht weit von den Rüstungsexporteuren in Wolgast. Die AfD erhielt in Nordusedom bei der Bundestagswahl 2017 28%. Und nun? Was tun gegen diese Schädigung des Ansehens von Zinnowitz in Restdeutschland, Europa und der Welt? Deportation aller Männer (= 90% aller Mörder*innen) zwischen 14 und 30 von der Insel, damit Frauen sich noch sicher fühlen können? Auflösung aller Kleinfamilien, aus denen Frauen Repressionen anzeigen? Von entsprechenden Wutbürger-Demonstrationen ist bisher nichts überliefert.
Mit solchen Kleinigkeiten halten wir uns in Deutschland nicht so lange auf; augenscheinlich waren weder Schwarze noch Muslime beteiligt. Wir drehen hier lieber viel grössere Räder. Und machen uns viel grössere Probleme. Ich erwähnte schon Düsseldorf. Morde haben wir in NRW mehr als 10mal so viele, wie die Fremdenzimmer-Vermieter im Nordosten. Aber selbst knapp 400 – das ist doch ziemlich mickrig. So viele gibts in einer Woche in der Glotze zu gucken.

Todesursache multiresistente Keime: 33.000

Richtig leistungsfähig sind multiresistente Keime. Sie sollen in Europa im Jahr 33.000 Tote schaffen. Vielleicht sind auch Verwandte von Ihnen dabei. Gerne leben die Keime in Krankenhäusern. Weil sie ihre Leistungsfähigkeit gerne an Antibiotika trainieren. Im Kern sind die gefährlichsten Orte, sein Leben zu verlieren also: erstens die eigene Wohnung (Mord durch Angehörige und “Freunde”; oder: Haushaltsunfall!), gefolgt von: Krankenhäusern! Gehen Sie also zur Sicherheit öfter raus, auf die Strasse, in Parks, Wälder, Strand – überall sind Sie sicherer, selbst wenn es dunkel ist.
Von den Keimen werden wir nahtlos zur industriell angelegten deutschen Tierzucht geführt. Wenn Sie jemand umbringen wollen: versuchen Sie es doch mal mit Hähnchenfleisch aus Käfighaltung, nicht zu doll durchgebraten an ihre Zielperson serviert. Da kommen Sie straflos davon, wie die deutschen Grossschlachter. (erst wollte ich an dieser Stelle an den Bundesinnenminister, an den Bundesgesundheitsminister und an die Bundesernährungsministerin appellieren – aber das ist wirklich total zwecklos, oder? Sicherheit? Von denen?)
Und wenn Sie glauben, mit Fleischverzicht könnten Sie dagegen Widerstand leisten – falsch! Dann exportieren unsere Industrien das Zeug eben. Und zerstören dort nebenbei konkurrierende Kleinlandwirtschaft (Rumänien, Frankreich, Russland, China egal). Ich esse lieber wenig gutes teures Biofleisch von Metzgern und Bauern meines Vertrauens, gerne von unrentablen und in ihrem Bestand gefährdeten Nutztierrassen. Und gerne auswärts, nicht von mir, sondern von Fachkräften zubereitet. Das senkt meine Unfallgefahr und alle Beteiligten haben mehr davon: es erhält mehr Arbeitsplätze, ist ein Beitrag zur artenvielfalt, ist gesünder und schmeckt besser.
Das war eine Überleitung von Mord zu Genuss – und tatsächlich, es hängt zusammen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net