Wer rettet die deutsche Beziehung zu Frankreich? – mit Update 1.5.
Georg Blume war schon immer ein heller Kopf. Für die taz berichtete aus den grössten Ländern der Welt, China und Indien. Immer erhellend, immer weit über dem durchschnittlichen Niveau hiesiger Medien. Die taz war und ist immer ein Durchlauferhitzer begabter Journalist*inn*en. So war ein Abgang Blumes dort absehbar. Zunächst hatte ihn Zeit-online erspäht. Dann kam wohl ein Spiegel-Angebot, das mann nicht ablehnen kann.
Im momentanen Aufmacher von Spiegel-online zeigt Blume nun die klare Kante, die Frankreichs Präsident Macron gegenüber Deutschland ziehen will. Blume bestätigt damit, was Sven Giegold schon vor wenigen Wochen im DLF in wünschenswerter Deutlichkeit benannt hat. Die deutsch-französische Achse, an der zu besten Zeiten von Gerhard Schröder und Joseph Fischer neben Jacques Chirac sogar Russland beteiligt war, ist zerbrochen. Ein aussenpolitischer Scherbenhaufen. Angerichtet hat ihn in erster Linie die von Wolfgang Schäuble gesteuerte Austeritätspolitik, die nie davor zurückscheute, EU-Partner auszupressen, ökonomisch zu unterjochen und politisch zu demütigen. Von konservativen britischen Regierungen wurde dieser Kurs in der EU gestützt. Diese Stütze ist bekanntlich zerbrochen.
Ohne die Briten erkennt Macron, kann er evtl. andere Kräfteverhältnisse in der EU herstellen. Nachdem er von der Bundesregierung sei Jahren kaum besser behandelt wird, als Griechenland – obwohl er doch, anders als die dortige linksgeführte Regierung, ein ideologischer Bruder im Geiste ist. Berlin liegt zu weit im Osten, von dort aus können sie das nicht erkennen. Es wäre jetzt der Moment für einen deutschen Aussenminister, aus dem frankreichaffinen Saarland zumal, um zu retten, was noch zu retten ist. Haben Sie was davon bemerkt?
Sigmar Gabriel hat leider mannigfach nachgewiesen, dass er zu Mannschaftsspiel nicht in der Lage ist. Sonst würde ich Coach Andrea Nahles jetzt zurufen: Auswechseln! Es gab mal Zeiten, da haben deutsche Aussenminister für ihre Parteien Wahlen gewonnen. Geschichte.
Update 1. 5.: zum Thema Macron/Merkel auch Eric Bonse/telepolis.
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