Sommerpause. Die Glotze hat nichts zu senden, weil sie alle ihre Redaktionen – ach was, gibts ja kaum noch – alle ihre “freien” Mitarbeiter*innen, Autor*inn*en, Produzent*inn*en zum Arbeitsamt in die “Sommerpause” (3-6 Monate) schickt, schätzungsweise bis kurz vor Weihnachten. Wie gut, dass der Fußball die Sendelücken stopfen kann. Keine Mämmer-WM, keine EM, kein Olympia – aber immerhin Frauen-WM, die in den Einschaltquoten bisweilen die Jungs übertrifft (Niederlande-Kanada um 18 h 3,2 Mio.), und eine U21-EM der Jungs, mit einem Einwanderer syrischer Herkunft in der deutschen Mittelfeldzentrale. Aber leibhaftige Schwarze, die will in Deutschland keine*r sehen, wenn wir den TV-Bossen glauben.
Gestern war Eröffnungsspiel des Africa-Cup. Die Kontinentalmeisterschaft wird alle zwei Jahre gespielt. Alle Spieleragenten und “-berater” – wer sie mit Vampiren verwechselt, liegt richtig – machen da die VIP-Tribünen voll. Nichts ist profitträchtiger als billige schwarze Talente aus Ländern, von denen die meisten Europäer*innen nicht wissen, dass es sie gibt. Einer der heute teuersten spielte gestern bereits auf: Mohamed Salah, Champions League-Gewinner mit dem FC Liverpool. Sein Favoritenteam Ägypten gewann mit einem bescheidenen 1:0 gegen Zimbabwe.
Zu sehen bekommen wir davon nichts. In früheren Jahren sendete Eurosport die meisten Spiele live. Der Sender verlegt sich verstärkt auf Pay-TV-Strategien. Die öffentlich-rechtlichen TV-Stationen hatten von ihren 7 Mrd. € leider nichts mehr für den Africa-Cup übrig. Das europagesetzlich gesicherte Recht auf Kurzberichterstattung wird seit vielen Jahren sowieso nicht genutzt, um keinen Fußballmafiaboss zu verärgern. Von informativer Grundversorgung keine Spur: keine Sportschau, kein Sportstudio sieht bisher nur eine Sekunde Sendezeit vor.
Die dafür verantwortlichen weissen Ignoranten versuchen uns so zu verbergen, dass der Kontinent, aus dem die Menschheit herangewachsen ist, jetzt mehrere Wochen Fußballfieber hat. Fußball? In Afrika? Besser als vieles hier. Sogar in der Korruption sind sie mit “Unseren” konkurrenzfähig.
Ein wenig Trost gibt es fürs Rheinland noch einige Tage in Köln, beim Africologne-Festival, eine Wortschöpfung von typisch-kölscher Bescheidenheit.
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