Andrea Roedigs Wort zum Sonntag
Anders als Jonathan Franzen hat sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ihr Vorschlag passt aber durchaus zu seinem Fatalismus: Kinderverzicht als Klimaschutz. Wie die hier schon oft gelobte Barbara Schweizerhof habe ich Andrea Roedig als Freitag-Redakteurin kennen und schätzen gelernt. Sie betreute meine damaligen Texte für die Sportkolumne, und auch mit ihr war die Zusammenarbeit eine grosse Freude. Darum glaube ich zu wissen, dass sie mit ihrem DLF-Kultur-Kommentar natürlich erstmal einen Stein ins Debattenwasser werfen wollte.
Um sich Fatalismen vom “Ende der Geschichte” leisten zu können, muss mann zunächst mal das Alter von Mr. Franzen und mir erreichen. Daraus lassen sich dann ganz ausgezeichnet Ausreden zum die-Sau-rauslassen gewinnen. Und natürlich wäre es dann nur schlüssig, auf die Erzeugung von menschlichem Nachwuchs zu verzichten. Andreas Hinweis auf das Klimagewicht eines deutschen gegenüber pakistanischen Babies ist besonders in unserem Land hilfreich, das sich der angeblichen “Überbevölkerung” anderer schon auf extrem verbrecherische Weise gewidmet hat, und darüber am besten schweigen sollte. Ebenso ist ihr Hinweis absolut zutreffend, dass die beste Geburtenregelung Bildung, und zwar vor allem für die Frauen, ist.
Und ganz politisch gedacht: wie sollen wir in den mächtigen kapitalistischen Schlüsselländern jemals Klimaschutzpolitik durchsetzen, wenn die politische Kraft dieses Nachwuchses (beachten Sie bei diesem Link die Hörfassung, in der der Professor eigene Einschätzungsfehler gesteht) fehlen würde?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net