Der WDR war mal ein innovativer Sender. Ja, liebe Kinder und junge Erwachsene, das ist kein Märchen. In Deutschland hat er z.B. die Talkshow nicht erfunden, aber 1973 als Erster in die TV-Glotze gebracht. Erster Moderator war der, wie wir heute über jahrzehntelangen Vergleich wissen, grossartige, politisch einseitige und klare Ansprache liebende Dietmar Schönherr. So war auch die Gästeauswahl: Ausgewogenheit spielte keine Rolle, interessante Menschen mussten sie sein. Viele Politiker*innen fielen dadurch schon mal weg. Zu Schande des WDR gehört, dass wir uns die Videoschnipsel von diesem glotzehistorischen Ereignis bei einem kalifornischen Konzern zusammensuchen müssen.
Die damaligen Moderatoren, nach Schönherr folgten Hans-Jürgen Rosenbauer und Reinhard Münchenhagen, zeichneten sich durch Haltung und Neugier aus; sie wurden beschützt von kreativen und mutigen Redaktionen. Es wurde kein Fahrplan mit Moderationskärtchen abgearbeitet, keine durchgeplante Dramaturgie nachvollzogen, sondern Überraschungen, ja Sensationen waren erwünscht, kamen gelegentlich zustande, und gelten heute als Höhepunkte deutschen Nachkriegsfernsehens.
Davon ist nichts mehr übrig geblieben. Friedrich Küppersbusch hatte uns hier den Talkshowbaukasten aufgemacht und erklärt, wie Überraschungen vermieden werden.
Ines Schwerdtner/Freitag hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, und sich alternative Gedanken gemacht. Ich sage mal frech voraus: wenn sowas überhaupt kommt, dann gewiss nicht vom ängstlichen WDR von heute.
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