Die merkwürdige “Metzelder-Affäre” – mit Update nachmittags
Wer sich in Gefahr begibt, kann darin umkommen. Christoph Metzelder hatte sich in die Gefahr begeben für die CDU zu arbeiten, und geriet dort zwischen die Fronten eines Bürgerkrieges: zwischen den einstigen Verbündeten Bild (Springerkonzern), die für AfD und den rechten Rand der CDU trommelt – und der Merkel-CDU. Diese Konstellation könnte sich für eine mögliche Nachfolgerin Merkels als noch schwieriger erweisen als eine China-Reise. Wenn sie überhaupt so lange durchhält.
Was hat das mit Metzelder zu tun? Die “Vierte Gewalt”, die es verfassungsrechtlich gar nicht gibt, in Gestalt von Bild, der sogenannten Zeitung, betätigte sich als Dritte Gewalt, die Judikative, indem sie dieser das Thema “Metzelder” aufdrückte, oder wie es dpa via Funke Mediengruppe ausdrückte: “Die Hamburger Polizei bestätigte am Donnerstag, dass es die „Bild“-Zeitung war, die sie über den Verdacht gegen den Vize-Weltmeister von 2002 informiert habe.”
Bei jedem vernunftbegabten Menschen hätten spätestens an dieser Stelle Alarmglocken läuten müssen. Bei Metzelder scheint exakt das passiert zu sein, denn bis heute bleibt er konsequent in Deckung. Politisch geht es vermutlich um seinen Geschäftspartner Raphael Brinkert, der mit Metzelders Abschuss politisch und geschäftlich enteiert werden soll. Mglw. entstammt Brinkert einem alten CDU-Geschlecht, denn es gab einen langjährigen CDU-Abgeordneten (Bernhard) seines Namens.
Brinkerts und Metzelders Agentur war als Dienstleister in den wenig erfolgreichen CDU-Europawahlkampf involviert. Von ganz rechts wurde dagegen aus allen Rohren geschossen – ich verzichte aus hygienischen Gründen auf entsprechende Verlinkungen. Ich halte es für möglich, dass die “Metzelder-Affäre” eine weitere Eskalation dieses Konflikts ist. Vorstellbar ist zusätzlich, dass der medienversierte Metzelder sich nach der Tönnies-Affäre in den Gremien von Schalke 04 für eine Beendigung der von Tönnies gepflegten Info-Privilegien für die “Bild”-Intriganten eingesetzt hat – und damit für deren Präzisionsschützen “reif” war.
Update nachmittags: Im Schatten des weniger wichtigen aber unterhaltsameren Castings der SPD spielt sich in der CDU ein bewaffneter Machtkampf ab. Was der Spiegel von Herrn Ziemiak zitiert, ist hilfloser Ausdruck der Tatsache, dass der Mann seinen Job so wenig beherrscht, wie seine Parteivorsitzende: Diskussionen zivil organisieren. Mittendrin im Schlachtgetümmel der an ADHS leidende verhaltensauffällige Herr Linnemann, der seinerzeit unbedingt im Gefolgeschweif des Herrn Tönnies beim Paderborner “Handwerkertag” gesehen werden wollte. So hängt eben alles mit allem zusammen. Das “Lügenblatt” (Dietrich Kittner) des Springerverlages betreibt in diesem Getümmel nicht sowas Kompliziertes wie Journalismus, sondern intrigiert umtriebig mit – alle tun halt, was sie am besten können. Die CDU begibt sich so auf den selben Weg, den die SPD schon zurückgelegt hat. Sie zeigt dramatische Sektensymptome.
Ex-Jungdemokrat Wolfgang Kubicki (FDP), dem selbst keine Intrige fremd ist, sieht die Wirkung für Metzelder ganz richtig. Ex-Jungdemokrat Christoph Strässer (SPD), Ex-Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechte und mein ehemaliger Steuerberater, heute Präsident von Preussen Münster, hält sich an rechtsstaatliche Grundsätze: Metzelder ist erst schuldig, wenn es bewiesen ist. Politik funktioniert anders.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net