1928 wurde das Penicillin erfunden. Ohne seine segensreiche Wirkung wären hunderttausende Kriegsverletzte der Alliierten gestorben, Millionen Menschen nach dem zweiten Weltkrieg an archaischen Seuchen wie Tuberkulose und Blutvergiftung dahingerafft worden. Keine Operation, schon gar keine Transplantation wäre möglich ohne Antibiotika. Seit den 60er Jahren entwickeln Keime Resistenzen gegen Antibiotika. Heute sind in Deutschland viele Stationen in Krankenhäusern durch multiresistente Keime verseucht. Kriminelle Pharmakonzerne entwickelten zwar Notfallantibiotika, brachten sie aber aus Geldgier noch vor ihrer Anwendung im Humanbereich massenhaft in der Tiermast zur Anwendung, wodurch sie wirkungslos wurden.
Der Zynismus der Pharmaindustrie geht noch weiter: Konzerne wie Bayer etwa generieren ihre Gewinne nicht nur aus Medikamenten, sondern aus Umweltgiften wie Glyphosat. Die Agrarindustrie zum Appendix der Chemiebranche zu machen, ist wesentlich lukrativer, als neue Medikamente zu erforschen und zu entwickeln. So hat Bayer seine Antibiotika-Forschung bereits Mitte der 2000er Jahre verkauft. Immer mehr Pharmakonzerne verbreiteten zunächst skrupellos Resistenzen auch gegen Reserveantibiotika, bevor sie überhaupt klinisch eingesetzt wurden. In der Folge erwiesen sich viele Reserveantibiotika als wirkungslos – Menschen mussten sterben, weil der Profitgier der Aktionäre Vorrang vor medizinischer Sicherheit eingeräumt wurde.
Immer mehr Pharmakonzerne sind seitdem aus der Antibiotikaforschung ausgestiegen. Zuletzt Johnson & Johnson als größter US-Pharmakonzern. Alle wissen, dass Resistenzen zunehmen, dass hunderttausende Menschenleben davon abhängen, dass es wirkungsvolle Antibiotika gegen resistente Keime gibt. Die Pharmaindustrie, die Milliardenprofite einsteckt, hat jedoch die Forschung zu Antibiotika eingestellt und damit die Gesundheit der Menschheit in Geiselhaft genommen. Denn es ist völlig klar, dass es keine Operationen, keine Rettung vor Infektionen wie Lungenentzündung, Wundinfektionen, Mandel- oder Mittelohrentzündung, Magengeschwüren, Harnwegsinfektionen oder Geschlechtskrankheiten wie Syphilis mehr geben wird. Sie werden wie im 19. Jahrhundert massenhaft Menschen dahin raffen.
Die Spekulation der Pharmakonzerne ist einfach: Wenn sie ihre Milliardenprofite der Forschung entziehen, muss in dieser existenziellen Frage die öffentliche Hand einspringen. Diese Erpressung wird verfangen, weil es um existenzielle Fragen der Weltgesundheitspolitik geht. Die richtige Antwort der Demokratien wäre es, die Pharmakonzerne entweder drastisch zu besteuern oder zu vergesellschaften. Bayer, Johnson&Johnson, Novartis, Pfizer und co. sind zu asozialen Profitmaschinen mutiert, die aus Gier der Aktionäre existenzielle Forschungsbereiche an den Staat abschieben. Demokratien, die sich das gefallen lassen, machen sich zu Marionetten des Manchester-Kapitalismus. Und spielen mit dem Leben hunderttausender Menschen.
Monopoly um Menschenleben – das ist die bittere Realität des 21. Jahrhunderts.
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