Wieviele “21”s dürfens denn sein?
Nein, es ist kein “Wahnsinn”. Nein, die Beteiligten sind nicht irre. Im Gegenteil. Sie verhalten sich ganz rational, wie es der neoliberale Turbokapitalismus verlangt. Wer hat die Nachteile an Stuttgart 21? Die Fahrgäste und die Steuerzahler*innen. Wer hat die Vorteile? Die die es bauen. Die, die es betreiben. Und vor allem die, die sich den oberirdisch freiwerdenden Grund und Boden aneignen. Kurz: die öffentlichen Kassen werden ausgeräumt, zugunsten privaten Kapitals. Von dem gibt es mittlerweile so viel, dass es nicht mehr weiss, wohin. Wo gibt es noch profitable Anlagemöglichkeiten? Überall da, wo die strunzdumme öffentliche Hand ausgenommen werden kann.
Erschwerend kommt hinzu, dass seit letztem Jahr der hochsubventionierte deutsche Steinkohlenbergbau beendet ist. Er hat seit Kriegsende für ein auskömmliches Leben der deutschen Tunnelbaulobby gesorgt. Und jetzt? Wohin soll sie gehen? Was kann sie tun? Die Tunnels in den Alpen (St. Gotthard fertig, Brenner fast fertig) bringens nicht mehr lange. Den Himalaya werden sich die Chines*inn*en nicht nehmen lassen. Da hilft nur: die Bahn unter die Erde bringen, wo es nur geht. Praktischerweise sind die Herren Ex-Bundeskanzler und Ex-Bahnchef schon im Aufsichtsrat. “Bestens gewappnet für die Zukunft im Untergrund” – ein Geständnis?
So gesehen ist Stuttgart 21 ein absolut vernünftiges Konzept. Und so ist es folgerichtig, dass endlich, endlich jemand die Idee eines “Frankfurt21” in die Welt gesetzt hat. Ein Hamburg-Altona21 gibt es auch schon, ein “Köln21” kommt so sicher, wie das Amen in der Kirche. Die nächste Tunnelröhre in München ist sogar schon in Bau, und könnte ein politisch ähnlich tiefes Loch werden, wie das in Stuttgart.
Wer gegen diesen nur scheinbaren Unsinn ernsthaft etwas unternehmen will, muss die öffentlichen, überwiegend demokratisch gewählten politischen Organe den privaten Kapitalinteressen entreissen. Das ist nicht so leicht getan wie geschrieben. Umso dringender wäre es, darüber endlich eine öffentliche Debatte zu beginnen.
Zustimmung. Ohne Wenn und Aber. Vergesellschaftung ist das Stichwort. Für das Gemeinwohl!