Einerseits wirkt nach dem Attentat von Halle vieles erschöpfend ritualhaft. Andererseits ist vieles davon heute nicht mehr selbstverständlich, keinesfalls mehr allgemeiner gesellschaftlicher Konsens. Daraus entsteht eine seltsame Dialektik, mit der ich jedenfalls gedanklich noch nicht im Reinen bin. Einlassungen des Bundespräsidenten wirken plötzlich wie ein krampfhaftes Pfeifen im Wald. Oder?
Was kann helfen zum Sortieren? Da ist einerseits eine Erinnerung von Christoph Gunkel/Sp-on an ein Attentat vor 25 Jahren, auf eine Synagoge in Lübeck. Ich erinnere mich gut an die 90er, und den mutigen OB Bouteiller. Er verzweifelte an seiner Partei SPD, die damals unter Führung des (ebenfalls) Lübeckers Björn Engholm und eines gewissen Oskar Lafontaine, seinerzeit eine Art Oppositionsführer im Bundesrat, das Grundrecht auf Asyl wegschenkte. Schon damals konnte jede*r wissen, dass faschistische und antisemitische Attentate keine besondere Eigenschaften Ost- sondern gesamt-Deutschlands waren. Und dass sie nicht zu bekämpfen sind, indem die Mitte der Gesellschaft ihrem Druck nachgibt.
Alban Werner/oxiblog hat unabhängig vom aktuellen Attentatsgeschehen eine klug streitende Analyse zur aktuellen deutschen und internationalen Rechtsentwicklung aufgeschrieben (ich entdecke, dass er auch ein Ex-Jungdemokrat ist, aus einer recht späten Generation). Sein streckenweise kluger differenzierte Analysetext krankt leidet unter einem Phänomen, das mir immer wieder begegnet: beim Lesen freue ich mich darauf, dass gleich daraus abgeleitete kluge Strategievorschläge folgen müssten. Doch im Moment dieses Gedankens ist plötzlich … Schluss.
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