Seine Bedeutung kennt jedes Kind. Ohne Wasser geht der Mensch schneller tot als ohne Essen. Da liegt es für den Kapitalismus nahe, auch daraus ein Geschäft zu machen: totsichere Sache. Zu toppen wäre es nur noch dadurch, die Atemluft zu einem Handelsgut zu machen. Was selten ist, ist wertvoll. Sauberes Wasser und saubere Luft kann mann auch selten machen, indem grosse Teile davon vergiftet werden.
Über Wasser als Investitionsobjekt hat ARTE letzten Dienstag einen aussergewöhnlich gelungenen Themenabend gemacht. Logisch, dass erste Initiativen zur Kapitalisierung von Wasser u.a. in Australien ihren Ausgang nahmen, wo die Sehnsucht nach ihm besonders gross ist. Einer der Beiträge macht darauf aufmerksam, dass auch etliche Umweltorganisationen den Kapitalstrateg*inn*en in die Falle gingen: wenn das Wasser nur teuer genug würde, würde seine Verschwendung aufhören. Diese Fronten haben wir bei uns in der Klimadiskussion schon kennengelernt. Die Ursache von Ressourcenverschwendung sind aber kapitalistische Triebkräfte. Ohne Wachstum und Expansion auf Märkten und Schaffung von neuen Märkten durch Privatisierung öffentlicher Güter wäre das System am Ende.
Die meisten Bundesbürger*innen meinen, in Sachen Wasser seien wir in Mitteleuropa noch auf der sicheren Seite. Das ist, was Wetter und Klima betrifft, nicht falsch. Jedenfalls, solange es noch Alpengletscher gibt. Hmm, das könnte schneller zuende gehen, als uns lieb ist. Aber gut, ich bin ja schon 62.
Aber wir haben ja die industrielle Landwirtschaft, die das saubere Wasser verknappt. Vor drei Jahren wies ich schon auf einen FAZ-Bericht zu einem Grundwasserskandal im badischen Teil von Baden-Württemberg hin. Zwar ist seitdem in deutschen Medien dröhnend darüber geschwiegen worden. Das Problem ist aber durch Schweigen einfach nicht weggegangen. Es ist immer noch da. Und hat nur deswegen noch keine Politiker*innen verschlungen und Verursacher vor Gerichte gebracht, weil die Regierungen und zuständigen Behörden so wenig darüber wissen. Und bisher sichergestellt haben, dass das so bleibt, indem sie einfach nicht ausreichend untersucht haben. Die “sicherste” Methode gesund zu bleiben, ist, nicht zum Arzt zu gehen …

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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