Faschismus in Indien / Spaniens Kriegsverbrechen / Lieber Stadt als Forst / Schwarz in der Schweiz
Arundhati Roy ist für mich ein ikonenhaftes Muster einer schönen Frau. Zu so unreflektierten Urteilen komme ich in der Regel aus grosser Distanz – ein Medienbild. “Der Gott der kleinen Dinge” hat sie reich gemacht. Ich habs gelesen. Sie nicht? Holen Sies nach. Danach hat sie mich regelmässig mit ihren politischen Essays mitgerissen. Bei gleichem Inhalt von anderen Autor*inn*en hätte ich sie nach wenigen Leseminuten als hilflose Jammerei beiseite gelegt. Frau Roy hat einen scharfen Blick, exzellentes politisches Analysevermögen – und kann schreiben, wie ich sonst keine kenne. Da kommt selbst Sibylle Berg nicht mehr mit. Im vermachteten Medienkapialismus werden Roys Texte global von Vermarktungsagenturen meistbietend verkauft. Dadurch landeten sie in Deutschland immer bei der FAZ oder SZ. Jetzt haben sich – Gratulation! – die Blätter die Rechte an einem zwei Monate alten in New York gehaltenen Vortrag gesichert. Dessen Inhalt macht deutlicher, als es die AfD jemals können wird, die globale Faschismus-Gefahr erkennbar, die das grösste Land der Welt bereits in ihren Krallen hat. Wer wird dem Einhalt gebieten können? China? Die EU? Lächerlich rhetorische Fragen. Die Menschen in Indien werden es selbst tun müssen. Und Frau Roy soll vielfach Millionärin bleiben – denn sie investiert ihr Geld in emanzipatorische Politik. Ihr Text ist ein Alarmschrei an den Rest der Welt. Wer wird ihn lesen und hören?
Spaniens Kriegsverbrechen
Viele rüstungsexportierende Industrien profitieren von Kriegsverbrechen – neben der deutschen auch die spanische. Jan Marot/Jungle World beschreibt und kritisiert, dass die rechtsreaktionäre PP in ihrer Regierungszeit dem Verbrechenstrend einen Schub verpasst hat, aber auch die Parteien der potenziell kommenden “Linksregierung” eine Distanzierung oder gar politische Wende nicht hinbekommen. Arm und widerlich.
Stadt statt Forst
Josef Reichholf erklärt im Interview mit Julia Hoffmann/Jungle World den Unterschied zwischen Wald und Forst. Er bestätigt mein gut gepflegtes Vorurteil, dass jede Stadtlandschaft heute ökologischer ist, als das, was wir klischeehaft als “Land”/Ländlicher Raum verstehen. Leider. Muss nicht so sein, ist aber so.
Schwarzsein in der Schweiz
Verpassen Sie nicht die aktuelle Reihe in “Essay&Diskurs” im Deutschlandfunk. Glückwunsch an die verantwortliche Redakteurin Barbara Schäfer, die hier in meinen Augen publizistisch Grosses schafft – was selten ist, ist wertvoll. In der heutigen, der 5. von insgesamt 7 Folgen, war Teju Cole auf den Spuren James Baldwins in der Schweiz unterwegs. Alles wahrhaft verehrenswerte Autor*inn*en, die uns beim Weiterdenken helfen. Alle Folgen sind beim DLF als Text oder Audiodatei verfügbar. Danke, danke, danke!
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