Aufgrund der ausgedehnten Buschfeuer in Australien stehen die Tennisspieler*innen der Australian Open derzeit unter umweltpolitischem Stress. Nach dem zweiten Satz ihres Spiels brach die Tennisspielerin Davila Jakupovic zusammen und musste das Match gegen ihre schweizerische Gegnerin abbrechen. Vorausgegangen waren Hustenanfälle und -Krämpfe, die sie schließlich zur Aufgabe zwangen. Die Trainings und Wettkämpfe wurden von den Veranstaltern um eine Stunde nach hinten verlegt. Und dies, obwohl die Stadtverwaltung von Melbourne die Anwohner derzeit warnt, nach Möglichkeit Türen und Fenster geschlossen zu halten, im Freien nicht zu joggen und selbst Haustiere möglichst lang in geschlossenen Räumen zu halten. Der Himmel über Melbourne ist genau wie in vielen weiten Teilen des Landes permanent verdunkelt. Auch in China war der Smog chinesischer Großstädte ein zentrales Problem für die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Aber in China haben die Verantwortlichen wenigstens versucht, durch monatelange Präventionsmaßnahmen, Drosselungen von Industrie- und Verkehrsimmissionen die Bedingungen zugunsten der Athleten zu verbessern. Dennoch wurde viel berechtigte Kritik geäußert.
Die australischen Sportfunktionäre verhalten sich derzeit ebenso blind wie ihr Ministerpräsident Scott Morisson gegenüber dem Klimawandel. Im Gegensatz zu China, das grundsätzlich das Problem der Luftverschmutzung einräumt und z.B. mit dem Umstieg auf Elektromobilität gegensteuert, wird der Klimawandel von der australischen Regierung bisher geleugnet. Noch vor zwei Jahren kam es zum peinlichen Auftritt Morissons im Parlament, der der Grünen Fraktion demostrativ ein Stück Kohle vor die Nasen hielt und sie wegen ihrer Kritik an der Kohleexportwirtschaft der Vernichtung von Arbeitsplätzen bezichtigte.
Nun wollen die Sportfunktionäre und Verantwortlichen für die Australian Open einfach weitermachen. Die Sportinteressen sind in Australien automatisch mit den Interessen von Rupert Murdoch verquickt. Der Verleger, dem 95% der australischen Zeitungen und privaten Rundfunksender gehören, ist ein ebensolcher Klimaleugner wie der Ministerpräsident von seinen Gnaden. Auch Murdoch gerät durch die Umweltkatastrophe der kontinentweiten Buschfeuer immer mehr unter Druck. Genau deshalb würde eine Absage oder Verschiebung des Tennisturniers seinen Interessen zuwider laufen. So müssen die Tennisprofis derzeit unter den Bedingungen einer massiven Feinstaubbelastung und Gesundheitsgefährdung Höchstleistungen geben. Verantwortlich ist das nicht.
Dass hochbezahlte Profis sich gegen so etwas wehren, ist selten, besonders wenn das große Kapital und millionenschwere Sponsoren mitmischen. Vielleicht sollten sich die Tennisprofis an die Initiativen der Formel-Eins-Fahrer erinnern. Sie versammelten sich in der Fahrergewerkschaft GPDA auf Initiative von Niki Lauda, Michael Schumacher, Rubens Barichello und vielen anderen vor den Rennen, bei denen Streckenverhältnisse wie mörderischer Regen oder mangelnde Auslaufzonen, fehlende Streckenposten oder mangelnde medizinische Versorgung drohten und spektakuläre Unfälle ihre Leben gefährdeten – und in den 70er Jahren viele gefordert hatten – , um darüber abzustimmen, ob sie überhaupt noch fahren. Ohne ihre Verweigerung wären die heutigen F1-Sicherheitsstandards wahrscheinlich nie erreicht worden. Die Tenniscracks könnten davon lernen, dass ohne sie nichts geht und ihre Gesundheit wichtiger ist, als Kapitalinteressen.
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