von Gert Samuel
Der BVB hat zwei Spiele hintereinander verloren, jeweils auswärts mit 2:3 im Pokal in Bremen sowie 3:4 in der Bundesliga in Leverkusen – und das nach drei Siegen zum Auftakt der Rückrunde mit 15:4 Toren. Müssen BVB-Fans nun leiden?
Es ist irgendwie kurios. Alle Fußballfans, außer denen des FC Bayern, finden es langweilig, wenn die Jahr für Jahr Meister werden. In der vorigen Saison wurde es zum ersten Mal wieder spannend, weil der BVB eine super Hinrunde hinlegte – Ausnahme: die Niederlage bei der Fortuna aus Düsseldorf. In der Rückrunde klappte es dann nicht mehr so gut und am Schluss wurde Bayern zum siebten Mal in Folge Meister, mit einem Punkt Vorsprung vor dem BVB. Man kann darüber streiten, an welchem Spieltag der BVB die entscheidenden Punkte verloren hatte. Die fundamentalistischen Schalke-Fans meinen gewiss, der 4:2-Auswärtssieg ihres Teams in Dortmund wäre dafür entscheidend gewesen. Ich habe da eine andere These: Wer Meister werden will, muss die direkten Duelle gegen die Konkurrenten für sich entscheiden. Ein Unentschieden in München im April 2019 hätte gereicht und der BVB wäre mit einem Punkt Vorsprung vor den Bayern ins Ziel gegangen. Niederlagen gegen andere Mannschaften gehören einfach dazu, nicht nur für den BVB, auch für die Bayern. Wer will schon eine solche Serie wie Liverpool in dieser Saison – auch sowas wird langweilig, obschon damit neue Rekorde aufgestellt werden und Liverpool nach 30 Jahren endlich mal wieder Meister werden will.
Aber vielleicht ist ja gerade diese Serie eine Grundlage für den an vielen Orten nörglerischen Umgang mit dem BVB – schließlich ist ja Kloppo Trainer in Liverpool und fehlt nach Meinung so mancher „Experten“ dem BVB – in etwa nach dem Motto: Nach ihm hätte es ohnehin keiner so richtig geschafft, mit Ausnahme vielleicht von Tuchel. So betrachtet wird die Arbeit jedes Trainers rundweg abgewertet. Denkbar ist es, dass auch Favre Tätigkeit – offen oder verborgen – stets an der Elle Klopp gemessen wird. Das ist nicht mein Ding.
Zurück zu den BVB-Niederlagen in Bremen und Leverkusen. Unabhängig vom Ergebnis waren das zwei Klassespiele, auch wenn das aus BVB-Sicht nur für die zweite Halbzeit in Bremen gilt – aber die Bremer hätten sich nicht beklagen können, wenn sie mit 4:5 oder 4:6 verloren hätten. In Leverkusen schwärmte deren Trainer von einem tollen Spiel, an dessen Ende sie das nötige Glück gehabt hätten. Was also wollen wir mehr? Natürlich hätte auch ich mich mehr gefreut, wären beide Spiele mit BVB-Siegen beendet worden. Ich halte es für vollkommen zutreffend und überzeugend, wenn Favre in den Pressekonferenzen darauf hinweist, dass nicht in jedem Spiel und zu jedem Zeitpunkt alle fehlerlos agieren und alles perfekt gespielt werden kann. Und das gilt nicht nur für die junge Rasselbande.
Einer, den ich dabei leider vermisse, sorgt gerade in Spanien für Aufsehen und Schlagzeilen als Spieler von Real Sociedad San Sebastian: Alexander Isak – der nach der Gala-Vorstellung beim Pokalsieg bei Real Madrid heute nach seiner Einwechslung im Spiel gegen Athletic Bilbao einige Torchancen kreierte, die Vorlage zum 1:0 gab und das entscheidende 2:1 erzielte. Es war keine gute Entscheidung von allen daran BVB-Beteiligten, Isak für vier Jahre dorthin ziehen zu lassen. Korrigiert werden soll das ja durch den Winter-Einkauf Haaland. Ob das klappen wird, werden die kommenden Spiele zeigen. Vielleicht wird das Leiden noch kommen – zur Zeit jedoch freue ich mich über die vielen toll herausgespielten Tore, und ärgere mich über manche Nachlässigkeit in einigen Situationen. Und noch eine letzte Anmerkung: Der BVB ist die mit Abstand fairste Mannschaft in der Bundesliga. Das mögen manche bemängeln – ich finde das klasse!
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