Als ich gestern meine Fusswege in Beuel abging, überwiegend gut begrünt, park- aber nicht waldähnlich, war ich erstaunt, dass ich keinen einzigen abgerissenen Ast vorfand. Angesichts meines mässigen Nachtschlafs bei offenem Fenster mit entsprechendem Sturmgelärme, hätte ich damit gerechnet. In meiner Zeit bei der Grünen Ratsfraktion (2006-2016) habe ich mich viel über das Amt für Stadtgrün, vor allem seine Führung geärgert. Aber siehe, nicht alles ist schlecht.
Wenn nach einem Nachtsturm von Orkanstärke keine Äste durch die Gegend fliegen, ist das ein Zeichen für gute Baumpflege in der Zeit, in der es nicht stürmte, im Alltag. Seit bei Kyrill 2007, bei dem ein Bonner, ein Bekannter einer guten Freundin von mir, in der Kaiserstrasse durch einen Ast zu Tode kam, wird zurecht auf die “Verkehrssicherheit” der Bonner Bäume geachtet. Und auf Drängen der Grünen gibt es mittlerweile ein Baumkataster. Ich kenne Leute, die kennen jeden Bonner Baum dadurch “persönlich”.
Der Glaube, weil es keine Toten gegeben habe, sei doch alles halb so schlimm, ist allerdings naiver Kinderglaube. Dass vor “Sabine” so langfristig und penetrant gewarnt wurde, ist Teil der heute erforderlichen Klima-“Resilienz” und war absolut richtig.
Ob es richtig war, den Fahrverkehr der Deutschen Bahn zeitweilig komplett stillzulegen, wurde z.B. von Jörg Kachelmann (meistgeklickt beim DLF) mit Hinweis auf die Schweiz und Frankreich bezweifelt. Ich bin mir nicht sicher. Als Bahnkunde erwARTE ich vor allem berechenbare Zuverlässigkeit. Mit einem “Nichts geht mehr” kann ich besser umgehen, als mit der Simulation von Dienstleistung, die sich erst durch Ausprobieren als Fata Morgana herausstellt. Andererseits gibt es gewiss Berufstätige, die unbedingt von A nach B mussten, und verzweifelt strandeten. Die Medienberichterstattung war dieses Mal recht freundlich zur DB (hat Anja Bröker schon angefangen?) – aber die Erfahrung sagt mir, dass es deswegen mit der Faktenlage nicht übereinstimmen muss.
Absolut zutreffend sind auf jeden Fall die Feststellungen des ZDF-Meteorologen Özden Terli im taz-Interview. Über diverse Wetter-Onlinedienste können wir heute in Echtzeit die globale Wetterlage per Satellitenradar betrachten. Für mich sah “Sabine” dabei wie der Schweif eines riesigen Island-Tiefs aus, dessen Wirkungen sich weit über den gesamten Atlantik erstreckten. Der Atlantik ist nicht irgendein Teich, in den es ein paar Tage geregnet hat, sondern ein Ozean, der zweitgrösste. Ozeane bedecken zwei Drittel der Erdoberfläche mit entsprechender Wirkung auf das Klima. Dieser Atlantik scheint scheisswarm zu sein. Das begünstigt die Entstehung von Stürmen. Ich könnte gut drauf verzichten.
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