Irgendwie still ist es um “Russland-Sanktionen” geworden. Für ein taugliches Mittel der Politik halte ich sie nicht. Oder zu ihrem Sortiment müssten auch “positive Sanktionen” gehören: ich biete dir diesen oder jenen Vorteil an, wenn du dieses oder jenes tust. Was am Ende im Idealfall zu einem beiderseitigen Vorteil ist. In Wahrheit handelt es sich bei dieser Debatte aber um Überproduktion von Ideologie, aufbauend auf alten und veralteten Klischees. Rationale Strategiedebatten werden lieber nichtöffentlich geführt, um das Publikum nicht unnötig mit Fakten zu verwirren und zu beunruhigen. Z.B. beim Verkauf der Kaufhauskette Real durch den Metro-Konzern. Lesen Sie hier, was Michael Kläsgen/SZ, der einst zum Team der qualitativ hochwertigen vom Verlag aber plattgemachten SZ-NRW gehörte, über den Erwerber herausgefunden hat.
Oligarchen dieser Marke sind in meinen Augen allesamt Kriminelle. In diesem Fall war es der Vater, der in den 90erJahren in grösstem Stil Volk und Staat von Russland betrogen hat. Das Putin-Regime zieht die Freund-Feind-Grenze mitten durch diese Verbrecher – “wer nicht für uns ist, ist gegen uns”, der Spruch war von George W. Bush, gilt aber für die meisten nur über ausgewählte Intelligenz verfügenden Despoten. Putin macht die Gegner unter den Oligarchen platt, enteignet sie weitgehend, und lässt sie allenfalls in Ruhe, wenn sie in ein Exilland verschwinden, und sich dort ruhig verhalten. Mit seinen freundlich gesonnen Oligarchen teilt er dann die Beute. Deutsches Grosskapital hat, im Gegensatz zu den Ideologieproduzent*inn*en in Regierung, Parlament und Medien, nie Allergieprobleme gegenüber solchen Akteur*inn*en und Prozessen. Eine Regierung, die ihren Amtseid ernstnähme, hätte schon längst in den Real-Verkauf zum Schutze der Beschäftigten eingegriffen. Doch wer darauf vertraut, ist schon verloren.

Epstein-Abgrund

Jes Staley, US-amerikanischer Boss der britischen Grossbank Barclays, hat Probleme. Er gehört zu den grossen, gewichtigen und gewalttätigen Tieren, die, wie sich nun nachträglich herausstellt, Jeffrey Epstein viel zu gut gekannt haben. Er wird nicht der Letzte sein. Alle, die Epsteins Verbrechen als Kunden genutzt haben, sind jetzt erpressbar. Und bei Barclays lässt sich am Börsenkurs ablesen, was dieses Insiderwissen wert ist. Ich würde mich nicht wundern, wenn Epstein nicht einfach nur ein perverses Arschloch war, sondern auch für einen oder mehrere Geheimdienste zu Diensten war. Die Frage ist nur, wie lange es dauert, bis das alles rauskommt.

Bremer Medienanstalt – ausnahmsweise mal kein Sexismus, sondern Blödheit

Bremen ist nun wahrlich furchtbar klein. Weniger als doppelt so gross wie Bonn, wenig grösser als die Hälfte von Köln, oder dem Saarland, mit einem Bundesligisten in akuter Abstiegsgefahr. Und gilt als ganzes Bundesland. Eigener Sender, eigene Medienaufsicht, eigene Landesregierung. Wo sollen nur all die qualifizierten Leute herkommen, um die zahlreichen Posten zu besetzen? Das klappt ja schon bundesweit nicht. Es ist wohl nur der guten Lebensqualität in der Stadt zu verdanken, dass sich da überhaupt noch Kandidat*inn*en für finden. Mann muss Frau Holsten als Bremen regelrecht dankbar sein, dass sie bereit ist, für eine Institution, deren Sinn sich seit Erfindung des Internet nicht mehr wirklich erschliesst, überhaupt noch Gesicht zu zeigen. Und dann wollen jourmalistisch-aggressive Männer wie Boris Rosenkranz/uebermedien sie in einem Scheissesturm von Undankbarkeit ersticken.
Ich gehöre zu denen, die die #metoo-Bewegung ernstnehmen. Bei Bewegungen gibts keine eingeschriebenen “Mitgliedschaften” – wer will macht mit, wer nicht, lässt es. Andernfalls wäre bei diesem Aufnahmebegehren Vorsicht geboten. Ich weiss aus meiner Partei, dass guter Wille allein nicht zum Ziel führt. Ein wenig Intelligenz muss dabei sein.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net