Wer geht insolvent?
Mit bemerkenswerter Transparenz berichtet der Kicker, 13 der 36 Erst- und Zweitligavereine in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) drohe in Kürze die Insolvenz, beginnend mit Ende Mai. Vermutlich glauben die Herren damit Druck auf die Politik aufzubauen, um im Mai ihren Kapitalvermehrungsbetrieb wieder aufnehmen zu dürfen. Sollte das zur Entmachtung der Epidemiolog*inn*en führen? Um den Wettumsatz wichtiger Sponsoren anzuheizen, werden keine Vereinsnamen genannt, damit ein heiteres 13-aus-36-Tippen beginnen kann. Die Konzernvereine von Bayermonsanteo, VW, SAP, Redbull, der Konzern aus dem süddeutschen Raum (mit adidas, Telekom und wiederum VW im Rücken) sowie die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA mit dem Evonik-Konzern im Rücken werden nicht dabei sein. Bleiben noch 30. Die Herren Lars Windhorst und Martin Kind könnten die Lust verlieren, das sind Unsicherheitsfaktoren für einen guten Tipp. Gazprom könnte beim S04-Schuldenberg so wenig ausreichen, wie Westfleisch.
Die spektakuläre Kicker-Meldung, das Organ hat ja auch sonst nichts zu berichten, verdeckt nur, dass das tatsächliche Elend erst da drunter anfängt. In der 3. Liga, die die DFL betont nicht die Bohne interessiert, spielen 19 von 20 Mannschaften ohne ein fettes DFL-Mitglied im Rücken, in der Regionalliga West sind es 14 von 19, u.a. der Bonner SC. Dort wird es die ersten Opfer geben.
Und das ist kennzeichnend für die gesamte Ökonomie. Ich bin kein Kunde von Amazon, Bau- und Media-Märkten oder gar Franscheiss-Gastronomie. Keine Träne trauere ich Vapiano hinterher, wohl aber seinen prekarisierten Beschäftigten, die jetzt arbeitslos in ihrer zu engen Wohnung hocken. Ich kann gar nicht so viel essen und trinken, wie ich inhabergeführten Einzelhandel und Gastronomie in Beuel retten will.
Als eine der ARD-Börsenladies in den ARD-Tagesthemen die Arbeitslosenzahlen der USA (+ 6,6 Mio. in einer Woche) damit kommentierte, dort werde ein Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 30% erwartet, wurde mir klar: diesen KO der globalen Ökonomie wird auch “der Chinese” nicht wieder hochreissen können. Es wird also zu einer brutalkapitalistischen Rette-sich-wer-kann-Ökonomie kommen. Deutschland ist da in seiner EU längst “vorbildlich”. Und wir können, wie oben bei der DFL, wieder ein unheiteres Tippspiel beginnen: welche Grosskapitalgruppen werden es (gestärkt?) überstehen? Einen heissen Tipp habe ich schon. René Benko wird dabei sein. Grosser, fetter Immobilienhai, in Bonn Besitzer grosser Teile des vergammelnden Viktoria-Karrees, “Immobiliengrossbesitzer verweigert Mietzahlungen” (für seinen Karstadt/Kaufhof-Besitz). Ja liebe Mieterinnen und Mieter, darauf muss mann und frau erst mal kommen … Hauptsache: Subventionen kassieren und Steuern vermeiden. Mann nennt es “Marktwirtschaft”.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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