SWB gibt keine Auskunft über die Herkunft ihres “Grünen Stroms”
Die Energiewende kommt bekanntlich von unten. Viele Jahre bevor die großen Energieversorger begriffen, dass die Zukunft der erneuerbaren Energie aus Sonne, Wind und Wasser gehört, formierte sich eine breite Bewegung der Bürger-Energie. Stromerzeugung in Eigenregie oder als Erzeugergemeinschaft in der Rechtsform von Genossenschaften, bilden weiterhin das Rückgrat der Energiewende. Inzwischen schwimmen auch die mit Kohle und Atomstrom groß gewordenen Energiekonzerne auf dieser Welle, zumindest was ihre Selbstdarstellung betrifft. Auch die Deutsche Bahn hat einen Teil ihrer ICE Züge nun grün angemalt. Doch woher der”Ökostroim” bei der Bahn kommt, bleibt ein Geheimnis.
Nicht nur bei der Bahn.

Auch die Bonner Stadtwerke reagieren eher zurückhaltend auf die Frage nach ihren Bezugsquellen. Denn das ist streng geheim – so lernte ich es bei meinem Versuch mittels des Informationsfreiheitsgesetzes für NRW, von den SWB zu erfahren, welche Kraftwerke den Öko-Strom für Bonn liefern.
Am 6. April 2020 erhielt ich von den Stadtwerken die Antwort auf meinen Antrag vom 20. Februar 2020, in der ich den Antrag nach IFG NRW auf „Herausgabe der Bezugsquelle für erneuerbare Energien“ gestellt und um „Einsicht in die Einkaufsunterlagen für Strom“ gebeten hatte. Der Rechtsgelehrte der SWB beschied: “Diesen Antrag lehnen wir ab. Die Begründung finden Sie in beigefügter Stellungnahme…” Nur soviel mochte die Pressestelle mitteilen: “Das Produkt Beethoven-Strom ist hinsichtlich des Strommixes Teil des Portfolios für „Privat- und Gewerbekunden“ (siehe hierzu auch die Stromkennzeichnung). Neben Beethoven-Strom finden sich hier auch viele andere Strom-Produkte wie z.B. BonnHome oder BonnLight wieder. Diese Portfolio ist dementsprechend sehr groß und der Strom aus „Sonstige erneuerbare Energien“ wird aus fast 150 Erzeugungsanlagen aus Europa bezogen. Diese Anlagen wechseln jährlich, zum Teil auch monatlich. Permanent kommen neue hinzu oder fallen weg. Eine Konstante bildet allerdings das SWB-eigene Heizkraftwerk im Bonner Norden. Die benachbARTE Müllverwertung liefert Dampf aus biogenen Reststoffen, die in einem Anlagenteil des HKW Strom aus „Erneuerbaren Energien“ erzeugt und Zertifikate vom Umweltbundesamt hierfür gutgeschrieben werden. Hier kommt mit 84.000 MWh in 2018 auch die größte Menge an Strom aus „Sonstigen Erneuerbaren Energien“ für SWB Energie und Wasser her. An zweiter Stelle haben wir rund 80.000 MWh aus dem Kraftwerk Freudenau in Österreich bezogen. Die drittgrößte Menge hat in 2018 mit rund 30.000 MWh das Kraftwerke Nedre Rossaga in Norwegen geliefert…”
Da eine direkte Stromleitung von Norwegen nach Deutschland – durch die Nordsee sich noch in Bau befindet, könnte norwegischer Strom nur über das schwedische und dänische Stromnetz nach Deutschland gelangen.
Das geschieht auch. Aber es gibt auch eine Art Lizenzhandel, wobei der Strom aus norwegischer Wasserkraft lediglich als juristische Tatsache vorhanden ist. Wie sich das genau beim “Norwegen”-Strom der SWB verhält, bleibt im Dunkeln. Denn so der SWB-Jurist: “Die Information über die Herkunft des Stroms ist als Betriebs- und Geschäftsgeheimnis zu werten.”
Wenn die SWB das so sehen, und glauben, den Bonnern gegenüber in Sachen “Öko-Strom” keine nachvollziehbaren Angaben machen zu müssen, sind die Mitglieder der SWB-Aufsichtsgremien gefordert, für die angemessene Transparenz zu sorgen.