Ich war mir nicht sicher, ob es ihn überhaupt wirklich gab, oder ob er nur eine Fiktion, eine Erfindung irgendeiner satirischen Schule, meinetwegen einer Bochumer Schule, war. Aber es hat ihn wohl wirklich gegeben: Wolfgang Welt. In vielerlei Hinsicht ein Geistesverwandter, das Ruhrgebiet hinterlässt tiefe Spuren in den Menschen, vielleicht mehr noch in denen, die es fliehen. Dem Herrn Welt war das wohl nicht vergönnt, er ist dort allzu früh gestorben.
Mein Fiktionsverdacht rührt daher, dass ich mich in den Phasen gewisser Höhepunkte seines Schaffens oft in den gleichen Städten herumgetrieben habe, so dass wir uns, schon wg. ähnlicher kultureller Gepflogenheiten mal hätten begegnen können – das Ruhrgebiet ist zwar sehr gross, aber keine seiner Städte. Es war jedenfalls ein schönes Einschlafen mit der Langen Nacht des DLF, geschrieben von Martin Willems, der trägt auch noch den Nachnamen meiner Grosseltern (ihn kenne ich aber auch nicht).
Und heute morgen wurde ich wach mit einem Bochumer. Ich bin als ehemaliger Messdiener kirchenkritisch aufgewachsen, und teile das Genervtsein von Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit vielen meiner Freund*inn*e*n. Manche schreiben heute noch Protestbriefe an Intendanten. Das habe ich mir mit zunehmendem Alter abgewöhnt. Und heute habe ichs mal nicht bereut. Schuld daran ist der Bochumer Pope Günter Ruddat, der nicht nur einen klugen Text aufsagte, sondern sogar sensationell gutes Radio machte, und zwar ganz aktuell zur real existierenden Flüchtlingspolitik. In dieser Debatte habe ich biografisch erstmals wieder Sympathien für Kirchenorganisationen, und sogar den Papst, entwickelt. Es liegt an Leuten, wie Günter Ruddat. Hören Sie sich das an.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net