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In der schrecklichen, der fussballlosen und sportschaulosen Zeit gibt es samstagsabends Gelegenheit, statt in die Glotze zu gucken, das zeitgleiche “Sport am Samstag” im Deutschlandfunk zu hören. Und siehe, hier gibts keine Produktpräsentation, für die in mehrere hundert Seiten dicken Lizenzverträgen alles so geregelt ist, dass für Pressefreiheit kein Platz mehr bleibt, sondern hier gibt es noch echten Sportjournalismus.
Hervorzuheben sind die zwei ausführlichen Interviews mit sportsachvertändigen Personen, die aber den Kontakt zur gesellschaftlichen Wirklichkeit hier draussen noch nicht verloren haben.
Andreas Rettig, von allen Managerfesseln befreit, pflegt das offene Wort, wie es mit dem Profifussball in Deutschland weitergehen sollte. Einerseits ist das, was er sagt, im besten Sinne realistisch und fussballempathisch. Die Geländegewinne der weniger reichen Vereine in der DFL sprechen dafür. Andererseits wette ich pessimistisch: wenn die es so machen wollten, wie Rettig vorschlägt, dann wäre er heute noch Funktionär.
Noch bedeutsamer für alle Menschen, die Kinder im Schul- oder Vereinssport haben, sind die sachdienlichen Hinweise der niederländischen Wissenschaftlerin Annelies Knoppers, die Missbrauchsskandale im Turnsport untersucht hat. Ich gebe zu, ich habe mich als Kind schon dadurch missbraucht gefühlt, dass ich Übungen dieses Sports auszuführen genötigt wurde. Es ist nur im Leistungssport alles um ein Vielfaches ernster, als was ich als Bewegungsfauler noch mit alten Nazi-Sportlehrern an Schinderei in der Schule erlebt habe.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net