Selbst bei gemeinsamen Interessen bauen rechte Egomanen am Ende fette Crashs: Rupert Murdoch und Donald Trump
Wenn das alles darauf hinausläuft, dass Rupert Murdoch sich für Joe Biden ausspricht, wie er es einst für Tony Blair getan hat, dann wäre so eine Art Ende der politischen Welt erreicht. Wie komm’ ich drauf? Donald Trump hat, vielleicht vergleichbar mit Andrew Windsor, ein katastrophales TV-Interview absolviert, bei seinem einstigen Lieblingssender Fox. Der Sender gehört Rupert Murdoch. Entweder der Interviewer Chris Wallace wird nun von ihm gefeuert. Oder seine (politische) Freundschaft mit dem Präsidenten ist definitiv beendet.
Murdoch steht dem Präsidenten in nichts nach. Er ist nach dem Verkauf einiger seiner Film- und TV-Firmen vielleicht nicht mehr der mächtigste Medienzar der Welt, allerdings immer noch in den wichtigen kapitalistischen Kernländern USA, Grossbritannien und Australien der wichtigste Produzent von angeblichen Nachrichten und tatsächlichen Meinungen. So wie Trump den Eindruck macht, im Bündnis mit dem Coronavirus zu agieren, war Murdoch ein zuverlässiger Partner australischer Buschbrände und des Kohlekapitals. Dass er kein sentimentales Verhältnis zu seiner Medienproduktion hat, zeigte er mit dem Wegrasieren einer dreistelligen Zahl von Zeitungen, deren Betrieb ihm als Multimlliardär zu teuer geworden ist. Er muss halt mehrere Ex-Frauen und Kinder versorgen …
War es das für Trump? Murdoch war sicher nicht der einzige, vielleicht auch nicht der schwergewichtigste seiner mächtigen Freunde. Aber Murdoch ist ein Siegertyp. Die Verliererseite ist nichts für ihn. Zu seinen Lebensmythen gehört, dass er entscheidet, wie es ausgeht. Weil er ein gutes Gespür dafür hat. So gesehen erlebten wir hier vielleicht das Ergebnis einer ersten Hochrechnung.

Es gibt viele US-Amerikas
Es gibt die These, Trump spalte die USA – durchaus absichtsvoll – in zwei Lager, um aus dieser Polarisierung verbunden mit rechter Mobilisierung als Sieger hervorzugehen. Das ist das Bild der Polit- und Medienstrateg*inn*en, schön übersichtlich und gut vermittelbar. Jede*r, der*die schon mal in den USA war, weiss, dass das eine unzulässige Vereinfachung ist. Die weltweite “Softpower” der USA ist ihre Unübersichtlichkeit, Unkontrollierbarkeit, Unbeherrschbarkeit – ihre Ambivalenz. Das fängt schon, von Europa aus gesehen, in New York City an.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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