In einer Hinsicht ist es merkwürdig still um sie geworden. Im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit steht dank des Bauernverbandes, dass sie sich in den Ställen stauen, und am Menschenrecht auf Sterben gehindert werden. Sie müssen weiterleben, werden dicker und dicker, und haben noch weniger Platz, also sowieso schon für sie vorgesehen ist. Die Seuchenwellen, denen sie nicht zuletzt durch diese Haltung ausgesetzt sind, sind dagegen aus den Schlagzeilen verschwunden.
Die “Afrikanische” Schweinepest grassiert in Wirklichkeit in Osteuropa, und endet angeblich exakt an der in Deutschland lange umstrittenen Oder-Neisse-Grenze. Der Bundesgrenzschutz leistet offensichtlich nicht nur im Flüchtlingefangen, sondern noch mehr im Seuchenschutz Übermenschliches: zwar gelangte die Pest in Einzelfällen nach Belgien, aber die deutsche Massenschweinehaltung, die doch so sehr auf weltweite Exporte bis nach China angewiesen ist, blieb offiziellen Angaben zufolge bisher seuchenfrei. Das erleichtert selbstverständlich den Konkurrenzkampf gegen ausländische Schweinezucht und die weitere Eroberung sog. Schweine-“Märkte”.
Im fernen Osten dagegen erforschen sie sogar Schweinegrippeerreger, die auf Menschen übergehen können. Deutsche Schweinerassen sind dagegen rein. Hier kann sowas nicht passieren. Allein unsere grossartigen Landwirtschaftspoltiker*innen achten bekanntlich darauf, wie auf ihren Augapfel, dass deutsche Fleischerzeugung und deutscher Fleischexport absolut seuchenfrei sind – allenfalls Schlachter*innen und Erntehelfer*innen aus Bulgarien und Rumänien sind betroffen. Aber das sind ja Menschen. Unsere Schweine dagegen sind sauber.
Bei “uns” ist selbst der zunehmende menschliche Kontakt mit dem Wildschwein absolut unbedenklich. Sie schauen den Menschen sogar beim Rammeln zu, Ernährung wird getauscht und gegenseitig probiert. Was hier z.B. an einem Berliner Badesee beobachtet wird, dass habe ich schon in den 90ern. von zweien meiner männlichen WG-Mitbewohnern gehört, die aus sexuell durchaus gegensätzlichen Motiven den Dornheckensee regelmässig aufsuchten. Gartenbesitzer*innen auf dem Venusberg sowie im Siebengebirge berichten immer wieder von freundlichen Familienbesuchen, bei denen die Gäste regelmässig Umgrabearbeiten verrichten. Wir Menschen haben dann immer wieder Freude daran, den einen oder anderen Gast frisch zubereitet, schonend gegart und ideenreich gewürzt zu essen.
Tja, wofür gibt es die “Spin-Dorktoren” von Kommunikationsberatern, die leise, leise, die vom Redaktionsstress gequälten, unterbezahlten und von jeglicher eigener Recherche nur träumen könnenden Hauptstadtjournalist*innen gerne mit tollen Hintergrundinformationen versorgen. Wahrscheinlich, dass Herrn Tönnies ein bedauerlicher Einzeltäter sei und die Branche doch so bemüht um das Tierwohl ist, dass sie Ferkel immer noch eigenhändig ohne Betäubung kastriert – und uns’ Julia ist doch so ne nette Vetrtreterin der konventionellen, chemieappendiziösen Landwirtschaft. Welche es doch auch sooo schwer hat, in der Corona-Krise die ganzen Rechnungen für Antibiotika, Hormone, Desinfektionsmittel, Importsoja und -Mais zu zahlen und dann noch von Edeka, Rewe, Aldi und Lidl mit Abschlägen für zu große (Billig-)Schnitzel bestraft wird. Ihgitt, und diese schmutzigen Wanderarbeiter, die ja kaum Geld verdienen wollen, Südländer, die immer aufeinanderhocken, so gerne in teuren Massenunterkünften wohnen und auch noch Krankheiten einschleppen! Ja, die konventionelle Landwirtschaft hat’s schon schwer…Kotz!
Ich habe im Juni mal kurz geglaubt, es könnte sich tatsächlich was ändern…