Das Besondere an Bodo Ramelow ist, dass er bei seinen öffentlichen Auftritten, ohne aufdringlich zu erscheinen, sein (scheinbar?) wahres Ich einspielt und aufscheinen lässt. Er überschreitet die Grenzen “professioneller” Politiker-Selbstdarstellung, indem er verwundbare Stellen seiner Persönlichkeit vorzeigt. Hier, biite schön, wenn Du willst, schlag’ zu, ein bisschen wie Jesus (Ramelow legt Wert auf seine Religiosität). Am Ende des Tages führt das bei der Mehrheit, die er gewinnen will und nachweislich auch kann, zu einem uneinholbaren Glaubwürdigkeitsgewinn. Selbst wenn er keiner von “uns” (Ossis, Thüringer*innen) ist, er könnte es doch sein. Und also wird er aufgenommen in das “Wir” – und gewählt.
Ich schreibe das so distanziert, weil ich den Mann schlicht persönlich nicht kenne, sondern nur die “Mechanismen des Geschäfts”. Entfernt kenne ich den Chef seiner Staatskanzlei, Benjamin Immanuel Hoff, Er hat Politik so wie ich bei den Jungdemokrat*inn*en/Junge Linke gelernt, und dient diesem Ramelow nun seit 6 Jahren. Weil Hoff so ein kluger Kerl ist, kann das nicht falsch sein. Sonst wäre es schon zuende.
Nehmen Sie das als Vorspruch für dieses, lange, sympathische, lesenswerte Freitag-Interview, das Stefan Krabbes mit Bodo Ramelow geführt hat.
Und weil Sie schon beim Freitag sind: Michael Jägers Forderung nach einer neuen Ostpolitik der Bundesregierung halte ich für richtig.
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