Libanon / USA
Julia Neumann lebt in und schreibt seit längerem aus Beirut/Libanon, einem Failed State. Der Staat ist weitgehend abwesend, es sei denn als Schutzpatron eines zu bereichernden Finanz- und Miliz-Oligarchen. Erstaunlich an diesem armen, potenziell reichen Land ist, wie stark sich gegenüber seiner schwachen skandalumwitterten Politik seine Zivilgesellschaft zeigt. In ihrer taz-Reportage über ein erfolgreich verhindertes Staudammprojekt gelingt es Autorin Neumann nebenbei, uns Lesenden Grundwissen über Wasserpolitik abseits verfehlter Staudamm-Megaprojekte zu vermitteln.
NYC vs. USA
Sebastian Moll liefert bei der FR einen Text, der die USA als “wunderbares Land” lobpreist. Im Kern ist er jedoch “nur” eine Liebeserklärung an seinen Wohnort New York City. Das wäre ungefähr so, als wenn Berliner sich für Deutschland halten, derweil sie von Königswusterhausen, Strausberg oder Neubrandenburg noch nicht einmal wissen, wo es liegt. Nach meinem Wissen, das mir NYC-Bürger*innen vermitteln, trifft Molls Beschreibung der Stadt zu. Donald Trump kann froh sein, wenn er dort 20% erzielt – ist ihm aber egal, weil er diesen Bundesstaat sowieso verloren gibt, der aus einer Sicht “Terroristinnen” in den Kongress gewählt hat. Wenn das Coronavirus bewirkt, dass sich die Bürger*innen ihre Stadt alltagskulturell von der Finanzoligarchie zurückerobern, hat das Virus auch gute Seiten. Tröstlich?
Wie es ist, wenn New Yorker*innen “aufs Land” ziehen, und dort die Preise in die Höhe treiben (aber vielleicht auch die Stimmanteile für Joe Biden) das berichtete heute Antje Passenheim im DLF (Audio 6 min).
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