Kein Reissack, sondern eine Lärmschutzwand erschlug eine Frau
Es mag ja sein, dass eine Atemschutzmaske und geschlossene Kneipen scheisse sind. Schlimmer finde ich allerdings, wenn eine Wand umkippt auf Menschen (in Autos) fällt und ein Todesopfer zu beklagen ist. Danach (!) findet eine Überprüfung ähnlicher Wände statt, und Überraschung: das hätte noch öfter passieren können. Es war eine Lärmschutzwand, hier bei uns um die Ecke auf der A3. Verantwortlich und zuständig der Landesbetrieb Strassen.NRW – die verantwortlichen Baufirmen haben schon längst pleite gemacht – ein für Mafiafirmen “übliches” Verfahren.
Viele Menschen fahren derzeit angeblich nicht mehr mit dem ÖPNV, weil sie Angst haben sich am Virus anzustecken. Wie viele werden nun die Nutzung von Autobahnen vermeiden? Denn sicher kann sich dort niemand – nicht nur wg. der vielen Idiot*inn*en, die dort unterwegs sind – fühlen. Das liegt u.a. daran, dass über Verantwortungen in diesem Fall mal wieder absichtsvoll geschwiegen wird. Es wäre nicht schlecht, wenn ein paar noch funktionierende Medien mal der*dem einen oder anderen Volontär*in einen kleinen Rechercheauftrag gäbe. Is nich schwer.
Der Autobahnbau in NRW wurde bisher im Auftrag des Bundes vom Landesbetrieb.Strassen NRW ausgeführt. Aufsichtsbehörde dieses Betriebes ist das Landesministerium für Verkehr. Dessen Boss heisst Hendrik Wüst, und hat weitgehend unbemerkt von breiter Öffentlichkeit hinter dem Rücken von Onkel Laschet eine steile CDU-Karriere hingelegt. Mit dem neuen Jahr 2021 sollen derartige Landesbehörden in ein neues Paradies, die Autobahn GmbH des Bundes übergehen.
Lesen Sie mal hier wie grossartig das wird:
“Sie übernimmt zum 1. April 2020 als Direktorin die Leitung der neuen „Niederlassung Westfalen“ der Autobahn GmbH des Bundes. Die Niederlassung ist eine von bundesweit zehn und hat ihren Sitz in Hamm. Sie verantwortet künftig mit sechs Außenstellen das Autobahnnetz vom hessischen Gießen bis zum niedersächsischen Leer. Verkehrsminister Hendrik Wüst dankte Frau Sauerwein-Braksiek herzlich für ihr Engagement und die hervorragende Arbeit: „Der Investitionshochlauf und die Rekordumsätze zeigen die Erfolge von Frau Sauerwein-Braksiek und was sie geleistet hat. Es ist wichtig, dass sich auch in Zukunft gute Leute um unsere Autobahnen in Nordrhein-Westfalen kümmern.“ Zum 1. Januar 2021 übernimmt der Bund die Zuständigkeit für die Autobahnen. Dafür hat er die Autobahngesellschaft gegründet. Bislang hat der Landesbetrieb für den Bund die Autobahnen verwaltet. Mit dem Übergang der Aufgabe gehen in den kommenden Monaten bis zu 40 Prozent der Beschäftigten vom Landesbetrieb zum Bund über. Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH, betonte: „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Frau Sauerwein-Braksiek eine große Persönlichkeit mit vielen Erfolgen im Bereich Autobahnen für uns gewinnen konnten.“ Die 60-jährige Elfriede Sauerwein-Braksiek hat beim Landesbetrieb Straßenbau in den vergangenen 30 Jahren unterschiedliche Führungspositionen bekleidet. Sie war Abteilungsleiterin in der Niederlassung Bochum, leitete eine Grundsatzabteilung in der Straßen.NRW-Zentrale in Gelsenkirchen, bevor sie dort zur Hauptgeschäftsführerin und späteren Direktorin aufstieg. Nebenbei ist sie seit drei Jahren Vorsitzende der bundesweit agierenden Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen. Die gebürtige Triererin studierte an der RWTH Aachen Bauingenieurwesen (Konstruktiver Ingenieurbau).” (übernommen von: autobahn.de).
Sind das nicht angesichts umfallender Wände und morscher Schrauben geradezu fantastische Berufswege?
Ich gestehe: wenn die gleichen Verantwortlichen in diesen von Andy Scheuer ausgebrüteten neuen Organisationsstrukturen den Bonner Tausendfüssler abreissen und doppelt so breit neu bauen sollen. dann wird mir um die die Sicherheit von uns Bonner*inne*n angst und bange.
Es gibt da einen Kollegen, früherer Hausbesitzer hier bei mir um die Ecke in der Rathausstrasse, der einiges zur Wahrheitsfindung beitragen kann. Bernhard Meier hat die Seiten gewechselt: vom Pressesprecher bei Strassen.NRW mit der Freiheit des Rentners, die ich nachfühlen kann, zum zweiten Vorsitz des ADFC-Bonn. In dieser Funktion hat er eine Einwendung gegen den Tausendfüssler-Plan des Herrn Wüst und des Herrn Scheuer eingelegt. Gut so.
Rücktritte der Minister wären längst fällig. Aber sie zu fordern ist auch irgendwie ermüdend, oder? Diese Burschen kalkulieren damit, das ist Teil ihres Karriereplans; reich werden sie ja sowieso erst mit ihren Anschlussjobs. Für den Wechsel müssen wir selbst sorgen, als Wähler*innen und auf den Strassen, analog und digital. Wenn diese Versager jemand reich bezahlen will, bitteschön. Aber doch nicht wir.
Noch eine Hypothese zur dröhnenden (Medien-)Ruhe: 2010-2017 war der Herr Wüst Geschäftsführer des Landesverbandes der Deutschen Zeitungsverleger in Nordrhein-Westfalen (ZVNRW) und der Pressefunk GmbH. Die, für die er da gearbeitet hat, sind lobbypolitisch auf gute Beziehungen zu einer – für Medienpolitik zuständigen – Landesregierung angewiesen. Die Medienpolitik wird dort von einem der vielen Liminski-Kinder verantwortet (Nathanael) – ist alles recht übersichtlich, für Volontär*inn*e*n gut lösbar.
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