Wenn die ARD ihr Quotenrennpferd Tagesschau nicht mehr absenden kann, dann ist ihr der Himmel auf den Kopf gefallen. Es passierte heute um 17 h. Der erste Startversuch begann einige wenige Sekunden zu spät. Hinter Herrn Boetzkes fehlen die Bilder. Er sagt den ersten Beitrag an, doch nichts passiert. Auf seinen Kopfhörern bekommt er keine Hilfe, sondern die Ansage abzubrechen. Nach 6-7 Minuten ein erneuter Startversuch. Hinter Herrn Boetzkes erscheint ein Symbolbild – Sie werden es erraten – des Coronavirus. Doch der Start des Beitrages scheitert erneut. Herr Boetzkes verabschiedet sich erneut, mit der Hoffnung, dass es um 20 Uhr besser laufen werde. “Woran immer es gelegen haben mag …”. Das Premium-Programm “Brisant”, wo die wichtigen Dinge berichtet werden (Wetter, Schnee, wer mit wem, Polizei- und Feuerwehreinsätze, Eheschliessungen, Ehescheidungen usw.), begann vorzeitig und im Vergleich pannenfrei. Ist ja auch billiger.
Und der NDR, Sitz von ARD-aktuell, muss ja wirklich so schlimm sparen, dass er aus Informationsprogrammen, die er im Radio mit dem WDR zusammen bzw. im wöchentlichen Wechsel produziert, aussteigen “muss”. Der WDR findet das dann so vorbildlich, dass er auch mit diesem unnötigen Zeugs politischer Information (Morgenecho, Mittagsecho, Echo des Tages, Berichte von heute) aufhören will. Recherchieren, Berichten, Senden, Journalist*inn*en bezahlen – das ist so dermassen teuer – und wer will das hören?
Wer war das eben bei der kaputten Tagesschau? Der Russe? Der Chinese? Oder deutsche Hacker*innen, die sich derzeit digital beim Chaos Computer Club versammeln; in der letztjährigen Zusammenkunft waren sie 17.000. Oder wars der NDR selbst, um mal zu testen, ob sich überhaupt jemand aufregt? Gestern um 17 h guckten nur 2 Mio. Lohnt sich da der ganze Aufwand? Täte es nicht auch Wintersport? Und Doping-Radrennen im Sommer?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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