Zweifel sind keine Leugnung – aber Hygienebewusstsein ist in vermachteteter Öffentlichkeit und Politik so wichtig, wie bei der Virusbekämpfung
Ein Gastautor schrieb mir kürzlich, die “Berliner Zeitung” sei “z.Z. die beste Zeitung”, weil sie wichtige Debatten lostrete. Ich verfolge sie nur gelegentlich, aber mein Gefühl wächst, dass das stimmen könnte. Hier gibt sie dem Epidemiologen Klaus Stöhr das Wort, der seine Bekanntheit dadurch steigern konnte, dass ihn die Bundeskanzlerin und die MPs (mehrheitlich) nicht unter ihren Berater*inne*n haben wollten.
Mglw. öffnet sich der öffentliche Diskursraum langsam wieder. Die SZ liess René Schlott in einer Entgegnung auf Durs Grünbein (“Mehr Diktatur wagen”) zu Wort kommen.
Am substanziellsten scheint mir die Einlassung des Bonner Philosophen Markus Gabriel in der NZZ. Die NZZ ist begründet verdächtig, ins rechte Spektrum Deutschlands expandieren zu wollen. Markus Gabriel darf sich also fragen, ob er gut beraten war, sie als Megafon zu nutzen – immerhin wurde er dort nicht eingemauert.
Bonner Viruspegelstände übrigens: 7-Tage-Inzidenz 67,3 (-3,7 zum Vortag), Neuinfektionen 14 (-12 zur Vorwoche), Krankenhausbettenbelegung: 110 (+22 in zwei Tagen), Intensivstation: 26 (-7 in zwei Tagen)-
Marcus Klöckner/multipolar nimmt sich die NZZ vor, in einer Form, die mir schon wieder Sorgen macht. Die NZZ hatte sich Daniele Ganser vorgenommen. Der Umfang, der investive Einsatz von Arbeitszeit und Hirn, den beide Seiten hier reinstecken, regt in mir Pathologieverdacht. Entscheiden Sie selbst, ob Sie Ihre Lesezeit investieren wollen, viele haben ja nach wie vor viel Zeit. Ich neige zwar eher Klöckners Sichtweise zu, bin aber gleichzeitig besorgt um angemessene Verhältnismässigkeit, auch bei Daniele Ganser selbst. Wer sich so exponiert, muss um seine Verantwortung für die Folgen wissen, sie klugerweise in eigene Strategien einkalkulieren. Dazu muss aus meiner Sicht gehören, sich als öffentliche Person nicht an Demos zu positionieren (oder sich gar einzureihen), deren Bild in relevanter Weise von Neonazis mitgeprägt werden. Mit Händewaschen ist es da nicht getan.
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