Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) hat heute die Ergebnisse seines regelmässigen Fahrradklimatests veröffentlicht. Über 200.000 Menschen haben daran teilgenommen, über 2.000 aus Bonn. Brav wird gemeldet, das sei “keine repräsentative” Befragung. Nein, sie ist besser. Geantwortet hat ein überdurchschnittlich kompetenter Ausschnitt der Bevölkerung: die Minderheit, die was vom Fahrradfahren versteht, weil sie es, anders als die (Noch-)Mehrheit, nicht nur aus der Windschutzscheibenperspektive kennt.
Ich bin selbst ADFC-Mitglied, und habe mich auch an der Umfrage beteiligt. So, wie sich die Zeiten ändern, und mein Alter, ändert sich auch meine subjektive Perspektive. Ich praktiziere in Beuel vermehrt das Zufussgehen. Und als Radfahrer flaniere ich mehr, als ich hektisch herumrase. Aus dieser Perspektive fällt mir die Zunahme der Renn- und Kampfradler auf gemischt genutzten Wegen vermehrt auf. Mit der heutigen Wegeinfrastruktur in unserer Stadt darf der Fahrradverkehr nicht mehr zunehmen. Wird er aber. Bei mittelgutem Wetter ist zu wenig Platz. Nicht nur für Fahrräder, sondern alle, die nicht Autos sind.
Die Daten zum Fahrradklimatest wurden 2020 erhoben. Die Grünen haben seit 1994-1999, 2004-06 und erneut seit 2009 in wechselnden Koalitionen mitregiert. Ihre Ausrede: sie/wir waren ja nur der kleinere Koalitionspartner, die andern wollten nicht. Seit September ist diese Ausrede entfallen.
Befriedigend weggekommen ist Bonn bei den Themen “Öffentliche Fahrräder”, geöffnete Einbahnstr. in Gegenrichtung und der Tatsache, dass “Alt und Jung” hier viel fahren.
Besonders negativ: Fahrradförderung in jüngster Zeit, Fahrradmitnahme im ÖPNV und Fahrraddiebstahl. Extrem schlechte Noten gabs für Führung an Baustellen (5,1), Falschparkerkontrolle auf Radwegen (5,2) und Breite der Radwege (5,2). Vor allem die Radwege in der Rheinaue, gebaut 1978, entwickeln sich an schönen Wochenenden zum “Kölner Ring” der Bonner Radwege; Nord- und Südbrücke sind für Räder und Fussgänger dann unzumutbar.
Gesamtnote; 4,17. Im Vergleich früherer Jahre bedeutet das Stagnation auf niedrigem Niveau. In der Rangliste der Grossstädte zwischen 200- und 500.000 Einwohner*inne*n bedeutet das Platz 14 von 26, (1. Karlsruhe; 2. Münster; 3. Freiburg), noch hinter Oberhausen, knapp vor Chemnitz und Bochum.
Schadenfreude: bei den grossen Grossstädten ist Köln Letzter (14. von 14, Note 4,37), noch hinter Dortmund und Essen. Essen hatte schon 1992 die “Rostige Speiche” verliehen bekommen. Manches ändert sich nie.
Für Bonn gilt: Liebe Katja Dörner, viel Arbeit!
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