Es ist so lange her, ich habe schon vergessen, wann mich die ARD das letzte Mal so positiv überrascht hat. Gestern geschah es endlich wieder. Die TV-Kritker*innen überschlagen sich vor Begeisterung. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken. “Heute stirbt hier Kainer” (Video 1:30 h, 3 Monate Mediathek) ist ein grosser, im besten Sinne des Wortes anarchistischer Spass. Wenn Sie mir nicht glauben, dann lesen Sie Katharina Zeckau/Medienkorrespondenz. Bei ihr habe ich erfahren, dass meine ästhetische Erinnerung an die Tukur-Tatorte des Hessischen Rundfunks (“Experimental-Tatorte”) nicht zufällig ist. Beiden ist Drehbuchautor Michael Proehl gemeinsam. Regisseurin Maria-Anna Westholzer ist Debütantin. Schöner kann so eine Karriere nicht losgehen.
Martin Wuttke, evtl. im gleichen Krankenhaus geboren wie meine Geschwister und ich, ist ja schon lange und zurecht ein berühmter Schauspieler. Er war sogar mal Interimsintendant am Berliner Ensemble 1995/96. Sichtbar unterfordert war er von früheren MDR-Tatorten, die bei Schauspieler*innen allerdings wg. des regelmässig fliessenden Einkommens, wenn nicht geliebt, dann doch ganz materialistisch respektiert sind. Wie er, und wie Frau Zeckau zurecht lobt, zeigt das gesamte exzellent gecastete Ensemble Bestleistungen. Die Einschaltquote war mit knapp 4 Mio. bescheiden bis noch befriedigend, immerhin doppelt so hoch, wie später bei den Bundesligaspielen.
Ich zog “Wilder”, eine Schweizer Krimiserie vor, gar nicht lustig, aber ebenfalls mit starkem Ensemble und atmosphärisch beeindruckender Alpenlandschaft, leider immer nur eine Woche in der 3sat-Mediathek, so dass es Bingewatching nicht zugänglich ist. Schade.
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