24 h Nürburgring
Heute um 15.30 startete wieder das bekloppteste Autorennen der Welt – die 24 Stunden Nürburgring. Einen Tag und eine Nacht rasen über 100 Verrückte über die 25,578 km lange Nordschleife inklusive Grand-Prix Strecke. Vom 560 PS GT3 Boliden bis zum historischen Opel Manta der 80er jahre ist alles dabei. Hier gilt noch das bei Olympia völlig verratene Motto: “Dabeisein ist alles” – und die Fans goutieren das. Das Wetter ist der unbekannte Faktor dieses Rennens, denn trotz Juni kann es alles geben: vom Sonnenschein über schwüle Hitze bis zum Gewittersturm, Wolkenbruch und Eisregen. Wenn nötig, in einer Runde. (aktueller Einschub: das Rennen wurde heute gegen 21.30 wegen Nebel und Regen bis 5:00 unterbrochen -Nachtrag: bis etwa 10.30 am Sonntag). Dieses Jahr fehlt bei diesem Kultereignis Sabine Schmitz, die, ohne jemals Feministin gewesen zu sein, nicht nur in diesem Machosport alle Rekorde als Frau gebrochen hat, sondern ganz Generationen von Benzinmännern das Fürchten gelehrt hat.
Sabine war eine Naturgewalt, sie war schneller als Schmitz’ Katze: am Nürburgring geboren und aufgewachsen, mischte sie in den 80er Jahren verschiedene Rennklassen auf und setzte sich gegen die männliche Übermacht durch. Sie gewann 1996 als erste Frau die 24 Stunden auf dem Nürburgring, der jahrzehntelang ihr “Wohnzimmer” war. Als Pilotin des “Ringtaxi” brachte sie ganze Generationen von Mitfahrer*innen zum Kotzen oder lehrte sie das Fürchten. Als Testfahrerin brachte sie gar die britischen Racer des Magazins “Top Gear” zur Verzweiflung. Aber das Multitalent mit Flugzeug- und Hubschrauberführerschein blieb immer mit beiden Füßen am Boden ihrer Eifelheimat.
Privat führte sie mit Lebensgefährte Klaus Abbelen nicht nur das “Frikadelli Racing Team”, sondern eine Ranch mit Westernpferden und blieb der Landwirtschaft treu. “Mein Lieblingsfahrzeug ist mein Traktor” pflegte sie am Tag nach dem Rennen zu erläutern. Sie war zeitlebens für jeden Unsinn zu haben. Nachdem sie dem britischen Moderator Jeremy Clarckson mühsam half, die Nordschleife mit einem Jaguar Diesel unter 10 Minuten zu umrunden, bot sie ihm eine Wette an, dasselbe mit einem Kastenwagen zu unterbieten – eine Wette die sie zwar um 7 Sekunden verfehlte, aber moralische Siegerin blieb. Im März 2021 hat sie den Kampf mit dem Krebs, der sie 2017 befallen hat, verloren. Danke für alles, Sabine!
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