von Rudolf Schwinn
Sehr geehrte Frau Dörner, nachdem ich Sie nicht bei der Gedenkveranstaltung zum achtzigsten Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion (am 22. Juni) vor dem Alten Rathaus erlebt habe, war meine Hoffnung, Sie beim Gedenken am Kriegsgräberfeld auf dem Bonner Nordfriedhof (am 26. Juni) zu sehen.
Ich erlaube mir, Ihnen als langjähriger Bürger der UNO-Stadt Bonn meine Enttäuschung darüber zu bekunden, dass Sie einer lebensnotwendigen Friedens-Initiative der Zivilgesellschaft zur Völkerverständigung mit Abstinenz begegnet sind.
Unter dem Eindruck, dass auch Frau Antje Vollmer nachdrücklich darauf aufmerksam macht, dass es im Umgang mit Russland um eine Frage von Krieg und Frieden geht, ist mir Ihr Verhalten als “grüner” Politikerin unbegreiflich.
Um Ihnen meine Haltung verständlich zu machen, darf ich Sie auf den Link zu einem Gespräch mit Frau Vollmer zum deutsch-russischen Verhältnis in der Rosa-Luxemburg-Gesellschaft aufmerksam machen.
Erlauben Sie mir bitte, auf das Gedenken vor Ihrer Haustür zurückzukommen:
Herr Professor Dr. Martin Aust, Historiker an der hiesigen Universität, hat erklärt: “Der 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion mahnt uns Deutsche unserer Erinnerungsverantwortung gegenüber den Opfern in der Sowjetunion und ihren Nachfahren, insbesondere in Belarus, der Ukraine und Russland nachzukommen”. Mit dem 22. Juni 1992 habe ein “Vernichtungskrieg gegen das politische System der UdSSR, seine Funktionsträger und die Zivilbevölkerung” und zugleich “der Genozid an den Jüdinnen und Juden Europas” begonnen.
Die zivilgesellschaftlichen Träger der bewussten Gedenkveranstaltungen hatten in ihrer Einladung an die Bonnerinnen und Bonner erklärt: “An diesem Tag der Trauer wie der Scham möchten wir erinnern und gleichzeitig für Kooperation und Verständigung werben.Gerade in Zeiten grosser politischer Spannungen ist es wichtig, die Vergangenheit präsent zu haben”.Den “europäischen Partnern” wolle man “aus besonderer Erinnerungs-Verantwortung” zeigen, dass “wir uns der Geschichte bewusst sind und auf Versöhnung hoffen”.
Mit diesen Zeilen, sehr geehrte Frau Dörner, appelliere ich an Sie, eine Erklärung abzugeben, dass sich die UNO-Stadt Bonn zu den historischen Wahrheiten bekennt und demgemäss handelt. Auf der Veranstaltung vor dem Alten Rathaus, zu der ich Sie vergebens erwartet hatte, sprachen auch der Botschafter von Belarus in der BRD, Denis Sidorenko, und der russische Generalkonsul Alexey Dronov (Bonn).
Hochachtungsvoll,
Rudolf Schwinn.
Der Autor ist als ehemaliger Redakteur des “Berliner Extradienstes” der “Namenspate” dieses Blogs, und ein guter Freund seit 1976.
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