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Der Catenaccio ist tot

Und das ist ein härrlisches Bild
Nicht nur ich, sondern auch viele andere sind der festen Überzeugung, dass das sportliche Finale der EM gestern abend stattgefunden hat. Italien hat Belgien 2:1 niedergekämpft. Kein Spektakel, wie die vogelwilden Achtelfinalspiele am Montag (also bevor die Deutschen kamen), auch kein Spannungsbogen mit Verlängerung oder gar Elfmeterschiessen. Sondern nur der hochklassigste Fussball, der für wenig eingespielte Nationalmannschaften überhaupt möglich ist.
Die fussballerisch und gruppendynamisch eingespielteste von allen ist ganz offensichtlich schon seit der Vorrunde Italien. Ohne Supermegastars, die eine auseinanderdriftende Hierarchie bedeuten. Mit dem Abwehrhandwerker Giorgio Chiellini (wird im August 37! aus dem St. Pauli der Seria A AS Livorno hervorgegangen) als Kapitän, der das Team mit charakterlicher Souveränität und Abgeklärtheit zusammenhält. Mit dem bestgekleideten Coach Roberto Mancini, der sowohl als Spieler wie auch als Coach im Fussballbusiness schon alles mitgemacht hat, und niemandem mehr etwas beweisen muss. Umso mehr tut er es. Meine Voraussage: Italien wird diese EM gewinnen.
Was spielerisch am meisten überzeugt, ist, dass Italien selbst den Catenaccio beerdigt hat. Sie verteidigen nicht mehr hinten drin, sondern barcelonesisch: so weit vorne wie möglich, mit so viel Ballbesitz wie möglich. Das ist immer noch die beste Versicherung gegen Gegentore. Und sieht mit technisch beschlagenen Spielern auch viel besser aus. Grazie Italia, mille grazie. Dass sich auch noch die schönste Frau in der ganzen Fussballkneipe neben mich setzte, aus Napoli stammend, und absolut fussballsachkundig, hat den Abend perfekt abgerundet.
Meine Borussia Mönchengladbach hat in Gestalt des Teams der Schweiz gezeigt, was in ihr steckt, und was sie unter der lahmen Ente Dose in der Bundesligarückrunde geschickt verborgen hatte.. Zählen wir mal noch Granit Xhaka dazu, der bei uns ausgebildet und dann teuer an Arsenal verkauft wurde. Yann Sommer war der überragende Mann des gestrigen Viertelfinales gegen Spanien. Er hielt einfach alles, sogar einen weiteren Elfmeter im Elfmeterschiessen (ein weiterer spanischer Elfer ging vorbei), aber er konnte ja nicht auch noch die Tore selber schiessen. Nico Elvedi sehr zufriedenstellend, Denis Zakaria mit einem Eigentor, an dem er weitgehend unschuldig war, und nach dem er wie so oft dennoch eine überzeugende Leistung und einen robusten Charakter zeigte. Breel Embolo leider schon nach einer halben Stunde verletzt. 45 Minuten Spielzeit (inkl. Verlängerung) mit einem Mann weniger – das war gegen Spanien nicht zu gewinnen.
Was der spanischen Nationalmannschaft nur immer wieder fehlt ist: Messi.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

Ein Kommentar

  1. Gert Samuel

    Martin, klasse deine Einordnung des Spiels gestern Abend! Ich hoffe sehr, deine Vorhersage Italien werde den EM-Titel holen, trifft ein. So wie dieses italienische Team Fußball spielt, macht das Zuschauen echt Spaß.
    Ganz im Gegensatz dazu dieses englische Gegurke, mit diesem “Lerry” Kane, der nicht auf den Fußballplatz gehört und dennoch hin und wieder das Tor trifft.
    Zudem wünsche ich, keiner überholt Ronaldo beim Torerfolg!

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