Mitleid werde ich mir verkneifen. “2015 darf sich nicht wiederholen” ist die neueste Panne. Die AfD wird zustimmen; die “Werteunion” in der CDU ebenfalls. Mehrheitsfähig bei der Bundestagswahl sind beide nicht. Medien, die dem NRW-Ministerpräsidenten nicht komplett fernstehen können, wie die Aktuelle Stunde des WDR, reagieren mit Unverständnis und Kopfschütteln. Für mich mit. Hier ab Sendeminute 13:45. Ab Minute 17.30 kann Laschet persönlich dazu Stellung nehmen. Wie sieht der aus? Was macht der für ein Gesicht? Bloss nie wieder gute Laune zeigen; die Mundwinkel merkelig, so dass jede*r sieht: das ist er nicht. Und dann versteckt sich der Kleine, diese missratene 2015-Parole betreffend, hinter niemand geringerem als dem Rockzipfel von Mutti.
Aus jeder Gesichtsfalte spricht seine Verunsicherung über die mittlerweile nicht wenigen missratenen TV-Auftritte. Das ist nicht leicht abzuschütteln. Er müsste sich beraten lassen, das mit professionellen Coaches die eine oder andere Stunde trainieren. Bis es sitzt. Kein grosser Unterschied zu manchen Fussballübungen. Dafür hat er keine Zeit. Oder keine Lust. Oder beides.
Ein*e Bundeskanzler*in, ein*e kommende*r Wahlsieger*in müsste die Arme ausbreiten für eine gesellschaftliche Mehrheit, ein offenes Wort zu politischen Wahrheiten pflegen, Orientierung für die Zukunft anbieten – kurz: “führen”, und zwar demokratisch, kooperativ, verhandlungsstark. Das gestrige Interview zeigt auf klassische Weise, dass Laschet das alles vermeidet. Das ist kein Zitierfehler in schöngeistiger Autobiografieliteratur und hat nichts mit wahren oder unwahren Lebensläufen zu tun. Bei dieser regelrechten Verweigerung politischer Orientierung handelt es sich um die verfassungsmässige Kernaufgabe eines Regierungschefs (oder -chefin). Laschet zieht sich in diesem Interview in ein Schneckenhäuschen zurück, als wolle er dem Wahlvolk vorschlagen, Deutschland solle das in dieser feindlichen Welt auch tun. Als wäre das Sicherheit. Es ist objektiv das genaue, extreme Gegenteil.
So kann dieser Mann diese Bundestagswahl nicht gewinnen. Markus Söder weiss es schon. Zu spät.
Kommt also der Kanzler Scholz? Der kommt dann sicher zügig nach Bonn. Hier werden zahllose neue Strafkammern und Richterjobs am Landgericht eingerichtet, um die Cum-Ex-Affäre, einen Steuerbetrug im Umfang eines hohen zweistelligen Milliardenbetrages, in den nächsten Jahren auszuermitteln und durchzuprozessieren. (Video ab Minute 12:40 plus anschl. Studiogespräch mit Jochen Hilgers). Und wer könnte dazu mehr sachkundige Aufklärung bieten, als ein Bundeskanzler Olaf Scholz?
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